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26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 08.03.2024, Aalen

Diskrepanz bei der Schätzung der Cochlea Implantat (CI) Versorgungen in Deutschland und in Nordrhein-Westphalen (NRW)

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Andre Morsnowski - Kliniken der Stadt Köln, HNO-Klinik, Audiologie, Köln, Deutschland
  • Nicola Gerrich - Kliniken der Stadt Köln, HNO-Klinik, Audiologie, Köln, Deutschland
  • Steffen Maune - Kliniken der Stadt Köln, HNO-Klinik, Audiologie, Köln, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Aalen, 06.-08.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc063

doi: 10.3205/24dga063, urn:nbn:de:0183-24dga0639

Veröffentlicht: 5. März 2024

© 2024 Morsnowski et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bei der Krankenhaus(KH)reform bricht das MAGS NRW den Bedarf auf die Planungsebene von 16 Versorgungsgebieten herunter und hat die Verhandlungsergebnisse der Krankenkassen (KK) und der KH veröffentlicht.

Der von den KK ermittelte Bedarf von 869 CI für NRW in 2024 erscheint zu gering. Daher schätzen wir zum Vergleich die tatsächlich durchgeführten CIOPs für Deutschland (D) und NRW in den Jahren 2019 bis 21 und den Bedarf aus öffentlich zugänglichen Quellen ab.

Methoden: Webseiten werten bzgl. CI die OPS Ziffern 5–209,2 aus. Die Qualitätsberichte der KH sowie sämtliche auffindbaren der zertifizierten CI versorgenden Einrichtungen (CIVE) werden ausgewertet (erste Ergebnisse Westdt. HNO Tagung 2024). Für NRW liegen die Verhandlungsergebnisse und anonymisierte Hinweise einzelner in der CI-Versorgung Beteiligter vor.

Ergebnisse: Die Webseiten werten nur OPS Ziffern zu Insertionen aus. Wechsel (,7) und Explantationen (,8) berücksichtigen nur CIVE- und KH-Qualitätsberichte. Letztere enthalten Einträge [Datenschutz] (DS), um bei zu geringer Fallzahl (<4) die Nachverfolgbarkeit von einzelnen Patienten zu unterbinden. Für DS=1 ergibt sich ein unterer Schätzwert. Die Differenzen zwischen den Qualitätsberichten passen meist zur Zahl der bilateral simultanen CIs (einzelne Abweichungen). Unter Annahme eines stabilen CI-Bedarfs wird die Summe des Maximums der CIOPs per Klinik 2019 bis 21 mit DS=1 und bilateral simutan 2.CI genutzt.

In NRW wollen 21 KH an der CI-Versorgung teilnehmen. Die KK wollten nur 11 KH berücksichtigen. Nach Verhandlungen haben 4 KH auf CI verzichtet. 7 KH für 653 CI einen Konsens erzielt. Unter den offenen 10 Fällen sind 5 KH, denen die KK eine CI-Versorgung absprechen.

Diskussion: Die Webseiten unterschätzen systematisch. Da stets die Kompetenz einer qualifizierten CI-Einrichtung nötig ist, sollten sämtliche Kodes 5–209,2, ,7 und ,8 berücksichtigt werden. Bilateral simultane CI sollten doppelt zählen. Die ermittelbaren 24 nutzbaren Einträge wurden in der aktuellen Schätzung ergänzt. Abgebrochene CIOPs und DS>1 sind unberücksichtigt. Die CI Zahlen der KH haben unterschiedliche Trends. Negativ könnten Corona und Flutkatastrophe 2020 im Ahrtal NRW, positiv das Beschränkungsende, CI-Weissbuch-Einführung und CI Indikationsgrenzenerweiterung gewirkt haben.

Fazit: Für die Jahre 2019 bis 2021 ergeben sich 783, 734 und 878 CI als untere Schätzer für NRW sowie 4361, 4112 und 4234 für D. Unsere obige Schätzung ergibt 4.971 realisierbare CI in D bzw. 968 CI in NRW. Dabei sind nur auffindbare zweite CIs simultan bilateraler CIOPs berücksichtigt- passend zu geschätzten 974 CI in NRW. Die deutliche Differenz zur Vorgabe der Krankenkassen stellt eine bedarfsgerechte Planung in Frage und lässt eine spätere Unterversorgung der Bevölkerung befürchten. Selbst die untere Schätzung 2021 ist höher als der KK Bedarf! Diese Diskrepanz könnte sich weiter erhöhen (rückgemeldete starke Zunahme der CIOP in 2023, demographischer Faktor).