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26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 08.03.2024, Aalen

Digitale Assistenten für Hörgeräteträger auf Basis von Cloud-gestützter KI

Digital assistants for hearing aid wearers based on cloud-based AI

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Vera Wolf - WS Audiology Sivantos GmbH, Erlangen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Aalen, 06.-08.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc019

doi: 10.3205/24dga019, urn:nbn:de:0183-24dga0198

Veröffentlicht: 5. März 2024

© 2024 Wolf.
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Gliederung

Text

Dieser Beitrag betrachtet den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) für die individuelle Feinanpassung von Hörgeräten durch den Endnutzer. Hörgeräteträger können die audiogrammbasierte Anpassung, welche in der Regel weder die Toleranz für Lautstärke und Geräusche noch Klangvorlieben berücksichtigt, mit Hilfe eines kommerziell erhältlichen digitalen Assistenten auf dem Smartphone im täglichen Leben und nach eigenen Wünschen individuell adaptieren. Der digitale Assistent macht dabei individuelle Vorschläge zur Feinanpassung, welche der Hörgeräteträger direkt in der entsprechenden Hörsituation ausprobieren und bewerten kann. Dadurch entfällt der oft schwierige Zwischenschritt der verbalen Problembeschreibung beim nächsten Akustiker-Besuch. Darüber hinaus erlauben KI-basierte Systeme hochindividuelle Änderungsvorschläge in Abhängigkeit verschiedener Faktoren wie Hörverlust oder aktueller akustischer Situation. Hörakustiker können durch diese zusätzlichen Informationen aus dem Höralltag des Endnutzers weitergehende, individuelle Unterstützung anbieten.

Methoden: Für die vorliegende Untersuchung betrachten wir Interaktionen von >10.000 Nutzern pro Monat mit dem kommerziell verfügbaren „Signia Assistant“. Wir zeigen, in welchem Nutzungszeitraum der digitale Assistent vorrangig benutzt wird und welche akustischen Situationen am häufigsten als problematisch empfunden werden. Darüber hinaus vergleichen wir die von Hörakustikern getätigten Hörgeräteeinstellungen mit Präferenzen von Endnutzern nach Nutzung des digitalen Assistenten. Schließlich analysieren wir, ob das System häufiger direkt in der problematischen Situation oder danach benutzt wird.

Ergebnisse: Die Analyse der Nutzungsdaten zeigt, dass der digitale Assistent hauptsächlich verwendet wird, um an neuen Hörgeräten die Voreinstellungen zu optimieren. Dabei zielt etwa die Hälfte der Interaktionen auf Verbesserungen der Sprachverständlichkeit ab. Weniger spezifische Problembeschreibungen werden bevorzugt, was darauf hinweist, dass es für Hörgeräteträger oft herausfordernd ist, spezifische akustische Situationen verbal zu beschreiben. Der Vergleich von Einstellungen vor und nach der individuellen Feinanpassung zeigt eine Präferenz für eine stärkere Richtmikrofon-Steuerung und eine Reduzierung der eigenen Stimmlautstärke. Außerdem wird deutlich, dass Endnutzer den digitalen Assistenten häufig erst im Anschluss an eine als schwierig empfundene Situation verwenden.

Schlussfolgerung: Die Untersuchung zeigt die Vorteile interaktiver digitaler Assistenten für Hörgeräteträger und Hörakustiker. Herausforderungen ergeben sich aus Interaktionen, die auf eher unspezifischen Problembeschreibungen basieren, und aus der Tatsache, dass der digitale Assistent häufig erst nach einer schwierigen Situation verwendet wird. Wir diskutieren, wie zukünftige digitale Assistenten Endnutzern eine noch zielgerichtetere und individuellere Unterstützung bieten können.

Abbildung 1 [Abb. 1]