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Räumliche Wahrnehmung bei bimodal versorgten Cochlea-Implantat-Nutzern
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Veröffentlicht: | 1. März 2023 |
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Für die Lokalisation von Geräuschquellen entlang des Azimuts nutzt das Gehör zwei verschiedene binaurale Merkmale: Interaurale Pegelunterschiede, diese insbesondere für hohe Frequenzen, und interaurale Zeitunterschiede, welche vor allem für Signalfrequenzen unter 1 kHz eine entscheidende Rolle bei der Lokalisation spielen. Bei bimodal versorgten Schwerhörigen, d.h. Personen, die mit Cochlea-Implantat (CI) auf der einen und Hörgerät auf der anderen Seite versorgt sind, kommt es durch die verschiedenen Verarbeitungszeiten der beiden Geräte zu einem künstlichen interauralen Zeitunterschied. Die neueste Version der MED EL Anpassungssoftware Maestro 9 ermöglicht es, hörgerätspezifische Verzögerungen in den CI-Audioprozessor zu integrieren. In der Literatur wurde mit sieben im Halbkreis aufgestellten Lautsprechern bereits gezeigt, dass eine auf das Hörgerät angepasste Verzögerung im CI-Audioprozessor zu einer Verbesserung der räumlichen Wahrnehmung führt. Im vorliegenden Beitrag wird die räumliche Wahrnehmung in der Horizontalebne von bimodal versorgten Versuchspersonen mit und ohne Verzögerung im CI-Audioprozessor mit einem Aufbau aus 31 im Halbkreis aufgestellten Lautsprechern näher untersucht. Dazu werden die Fehler in der Lokalisation von Geräuschquellen und der minimale Winkelunterschied, bei dem die Versuchspersonen zwei Geräuschquellen voneinander unterscheiden können (minimum audible angle, MAA) experimentell bestimmt. Zur Bestimmung der Lokalisationsfehler dienen als Testsignale ein um 500 Hz zentriertes oktavbreites Bandpassrauschen, Ausschnitte aus dem International Speech Test Signal, sowie zwei kurze mit einem Drumcomputer erzeugte Signalsequenzen. Die MAA werden mit dem Bandpassrauschen bestimmt. Die bimodal versorgten Versuchspersonen werden einmal mit und einmal ohne Verzögerung im CI-Audioprozessor vermessen und die Ergebnisse mit denen einer normalhörenden Kontrollgruppe verglichen. Gegenüber den Daten der Normalhörenden zeigen die Ergebnisse der bimodal versorgten Gruppe ohne Verzögerung des CI erwartungsgemäß eine Lateralisierung der räumlichen Wahrnehmung in Richtung des CI. Durch die Verzögerung des CI konnte sowohl die Verschiebung in Richtung des CI, als auch der Lokalisationsfehler minimiert werden. Auch die Lokalisationsunterschiedsschwelle (MAA) profitiert von der Verzögerung des CI-Signals.