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25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

01.03. - 03.03.2023, Köln

DiCoDi: eine tabletgestützte neuropsychologische Testbatterie für Menschen mit Hörverlust und ältere Menschen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Marietta Meka - KOJ Hearing Research Center, Zug, CH
  • Isabell Ballasch - Uniklinik Köln, Medizinische Psychologie, Neuropsychologie und Gender Studies & Centrum für Neuropsychologische Diagnostik und Intervention (CeNDI), Köln, DE
  • Elke Kalbe - Uniklinik Köln, Medizinische Psychologie, Neuropsychologie und Gender Studies & Centrum für Neuropsychologische Diagnostik und Intervention (CeNDI), Köln, DE
  • Jan-Patric Schmid - KOJ Hearing Research Center, Zug, CH
  • Josef Kessler - Klinik und Poliklinik für Neurologie der Uniklinik Köln, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 01.-03.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc135

doi: 10.3205/23dga135, urn:nbn:de:0183-23dga1354

Veröffentlicht: 1. März 2023

© 2023 Meka et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Hörverlust im mittleren Lebensalter gilt als das wichtigste modifizierbare Risiko für eine spätere Demenz [1]. Um imhöheren Lebensaltereine Demenz diagnostizieren zu können, sind kognitive Tests notwendig. Häufig genutzte kognitive Tests sind allerdings zumeist auditiv basiert, erfassen den kognitiven Status von Hörbeeinträchtigten nur unzureichend und es kann zu einer falschen Pathologisierung kommen [2]. Mit dem DiCoDi soll eine 30-minütige Tablet basierte neuropsychologische Testbatterie für Menschen mit unterschiedlichen Arten von Hörverlust sowie ältere Menschen ab 50 Jahren vorgestellt werden (s. Abbildung 1 [Abb. 1]). Der DiCoDi besteht aus sieben Subtests (s. Tabelle 1 [Tab. 1]) und einer Selbsteinschätzung der Kognition und Stimmung. Alle Items werden visuell dargeboten. Ziel der Studie war die Validierung des DiCoDi an zwei Stichproben (Normalhörende (KG) und Personen mit Hörverlust) mittels etablierten Paper-&-Pencil-Tests.

Fragestellung: Es soll der Frage nachgegangen werden, ob der DiCoDi mithilfe von etablierten Paper-&-Pencil-Tests validiert werden kann.

Methode: Es nahmen 288 Personen an der Studie teil, wobei 114 Probanden der KG (Frauen n= 62 (54,4 %), Alter M= 59,9 (SD=10,0)) und 174 der Gruppe mit Hörverlust (Frauen n= 81 (46,6 %), Alter M= 72,9 (SD= 8,7)) angehörten. Es hatten entsprechend den Kriterien der WHO 93 (53,4 %) eine leichte, 78 (44,8 %) eine mittelgradige und 2 (1,1 %) eine hochgradige Schwerhörigkeit. Eine Person (0,6 %) war taub. Neben dem DiCoDi wurde ergänzend eine ausführliche neuropsychologische Testbatterie durchgeführt (DemTectEar, KANT, BDI-V, TMT-A und TMT-B, Subtest Verbal Paired Associates der Wechsler Memory Scale-IV, Buchstaben-Zahlen-Folgen der Wechsler Adult Intelligence Scale, Subtest Aufmerksamkeit der Aphasie-Check-Liste, Corsi Block Tapping Task, Farb-Figur-Test der Aphasie-Check-Liste).

Ergebnisse: Tabelle 1 [Tab. 1] zeigt die deskriptive Statistik beider Kollektive in den DiCoDi Subtests und die Ergebnisse des Gruppenvergleichs mittels Mann-Whitney U-Tests. Diese zeigen signifikante Unterschiede zwischen der KG und der Gruppe an Personen mit Hörverlust in den DiCoDi Subtests Wortpaare merken (p< ,001), Zahlen und Buchstaben sortieren (p< ,001), Farb-Figuren Test (p< ,001), TMT-A(p= ,004) und TMT-B(p = ,007). Insbesondere die DiCoDi Subtests Wortpaare merken, Zahlen und Buchstaben sortieren und Farb-Figuren Test weisen hochsignifikante Unterschiede auf (p< ,001).

Dementgegen unterschieden sich die beiden Gruppen nicht signifikant in den DiCoDi Subests Wortpaare merken verzögerter Abruf, Kreishüpfen, Aufmerksamkeitund Zeitgefühl (p> ,05).

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass die DiCoDi Subtests mit gängigen und validierten Verfahren übereinstimmen. Auch sind bei den Personen mit Hörverlust ohne Demenz kognitive Minderleistungen nachzuweisen. Die konvergente und divergente Validität ist als gut bis sehr gut anzusehen. Alters-und bildungskorrigierte Normwerte werden in einer aktuellen Studie ermittelt. Derzeit werden Summenwerte sowie Cut-Off-Werte erstellt und die Test-Retest-Reliabilität getestet

Anmerkung: Votum der EthikkommissionAktenzeichen: MS/AE 220614.


Literatur

1.
Livingston G, Huntley J, Sommerlad A, Ames D, Ballard C, Banerjee S, Brayne C, Burns A, Cohen-Mansfield J, Cooper C, Costafreda SG, Dias A, Fox N, Gitlin LN, Howard R, Kales HC, Kivimäki M, Larson EB, Ogunniyi A, Orgeta V, Ritchie K, Rockwood K, Sampson EL, Samus Q, Schneider LS, Selbæk G, Teri L, Mukadam N. Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. Lancet. 2020 Aug 8;396(10248):413–446. DOI: 10.1016/S0140-6736(20)30367-6 Externer Link
2.
Völter C, Götze L, Bruene-Cohrs U, Dazert S, Thomas J P. Hören und Kognition: neurokognitive Testbatterien in der HNO-Heilkunde. HNO. 2020;68(3):155–163.