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25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

01.03. - 03.03.2023, Köln

Wirkt sich ein Kerbfilter in der akustischen Vorverarbeitung eines Mittelohrimplantats auf das Sprachverstehen aus?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Josef Seebacher - Medizinische Universität Innsbruck, Univ.-Klinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen, Innsbruck, AT
  • Viktor Koci - Medizinische Universität Innsbruck, Univ.-Klinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen, Innsbruck, AT
  • Joachim Schmutzhard - Medizinische Universität Innsbruck, Univ.-Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Innsbruck, AT
  • Tobias Raffelsberger - Klinikum Wels-Grieskirchen, Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Wels, AT
  • Thomas Keintzel - Klinikum Wels-Grieskirchen, Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Wels, AT
  • Philipp Zelger - Medizinische Universität Innsbruck, Univ.-Klinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörung, Innsbruck, AT

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 01.-03.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc126

doi: 10.3205/23dga126, urn:nbn:de:0183-23dga1267

Veröffentlicht: 1. März 2023

© 2023 Seebacher et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Bei manchen Patienten ist eine Hörstörung begleitet von einem dauerhaft wahrgenommenen Ohrgeräusch das unabhängig von äußeren akustischen Reizen auftritt. Manche Patienten leiden sehr unter dem imaginären Ohrgeräusch das als Tinnitus bezeichnet wird. Die Art und Ausprägung des Tinnitus ist bei allen Patienten völlig unterschiedlich. Eine allgemeine Therapie für Patienten, die unter Tinnitus leiden, gibt es derzeit nicht. Ein Ansatz die Wahrnehmung des Ohrgeräusches zu beeinflussen ist zum Beispiel die Notch-Therapie, die einen Frequenzbereich unverstärkt lässt. Dabei wird Schall so präsentiert, dass jene Anteile im Frequenzbereich des Tinnitus mit einem Kerbfilter abgesenkt werden. Solche Kerbfilter sind in Hörgeräten verfügbar und seit kurzem in Audioprozessoren von Mittelohrimplantaten. In der vorliegenden Studie wurde untersucht wie sich mögliche Kerbfilter im Hochtonbereich, welche geeignet wären für eine Tinnitustherapie, auf audiologische Leistungen insbesondere das Sprachverstehen auswirken.

Material und Methoden: Insgesamt nahmen 20 Patienten, die mit mindestens einem aktiven Mittelohrimplantat versorgt waren, an dieser Studie teil. Der Prozentwert des Sprachverstehens der Patienten wurde mit dem Oldenburger Satztest in Ruhe bei einem fixen Sprachschallpegel von 65 dB in einem Audiometrieraum erhoben. Die Testungen wurden für drei Bedingungen durchgeführt: Audioprozessor aktiviert mit dem Alltagsprogramm des Patienten und Audioprozessor aktiviert mit einem zusätzlichen Kerbfilter in der akustischen Vorverarbeitung, wobei die Mittenfrequenz des Kerbfilters einmal auf 4 kHz und einmal auf 6 kHz eingestellt wurde.

Ergebnisse: Bei aktiviertem Kerbfilter in der akustischen Vorverarbeitung des Audioprozessors des Mittelohimplantats ergab sich eine effektive Absenkung der Aufblähkurve im Bereich der jeweiligen Mittenfrequenz des Kerbfilters von 10–15 dB. Die Prozentwerte im Sprachverstehen zeigten keine signifikante Änderung im Vergleich zur Alltagssituation bei nicht aktiviertem Kerbfilter.

Diskussion: Das Sprachverstehen in Ruhe scheint wenig gestört durch die Verwendung eines schmalbandigen Kerbfilters in der akustischen Vorverarbeitung von aktiven Mittelohrimplantaten. Nach Patientenangaben kann die Änderung der Klangfarbe durch den jeweiligen Kerbfilter deutlich wahrgenommen werden. Ob und wie sich der aktivierte Kerbfilter des Mittelohrimplantats auf die Wahrnehmung des Tinnitus auswirkt ist zu erforschen.