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Einfluss der CI-Implantationsseite auf die Lateralisierung früher Sprachverarbeitung bei Erwachsenen mit einseitiger Taubheit
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Veröffentlicht: | 1. März 2023 |
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Fragestellung: Einige Studien zeigen, dass Personen mit beidseitigem Hörverlust einen Vorteil bei der Sprachverarbeitung haben, wenn ihnen ein Cochlea-Implantat (CI) auf der rechten Seite im Vergleich zur linken Seite implantiert wird [1]. Dies bedeutet, dass es einen Vorteil geben könnte, wenn das CI kontralateral zur üblicherweise sprachdominanten linken Hemisphäre implantiert wird. In der vorliegenden Studie sollte untersucht werden, ob solche Effekte der Implantationsseite auch bei der Sprachverarbeitung bei Patienten mit einseitiger Taubheit auftreten, die Sprache mit normaler spektraler Auflösung über ihr normalhörendes Ohr hören können. Studien haben gezeigt, dass die Kontralateralität der auditiven Verarbeitung bei Patienten mit einseitiger Taubheit je nach Seite der Taubheit verändert sein kann [2].
Methoden: In der vorliegenden Studie wurde die Lateralisierung der N1-Antworten mit einem 128-Kanal-Elektroenzephalogramm bei vierzehn Erwachsenen mit postlingual erworbener linker oder rechter Taubheit untersucht, die im Erwachsenenalter ein CI erhielten [3]. Während der Messung führten die Teilnehmenden eine lexikalische Unterscheidungsaufgabe (Wörter versus Pseudowörter) und eine Ton-Diskriminierungsaufgabe (1 kHz vs. 4 kHz) durch. Die Lateralisierung der N1-Antworten wurde anhand seitenspezifischer global field power (GFP) ausgewertet und (I) zwischen normalhörenden und CI-Ohren innerhalb der Teilnehmenden und (II) zwischen den Implantationsseiten über die Teilnehmenden hinweg verglichen.
Ergebnisse: Die Trefferquoten zwischen den normalhörenden und den CI-Ohren unterschieden sich bei der Ton-Diskriminierungsaufgabe nicht. Wie erwartet waren die Trefferquoten bei der lexikalischen Unterscheidungsaufgabe bei den CI-Ohren schlechter als bei den normalhörenden Ohren. Dementsprechend war die Höranstrengung während der Sprachpräsentation an den CI-Ohren am höchsten. Die N1-Antworten waren während der Stimulation der normalhörenden Ohren stärker in der kontralateralen als in der ipsilateralen Hemisphäre (mit Ausnahme linksseitiger Sprachstimulation) und waren während der Stimulation der CI-Ohren auf beiden Seiten symmetrisch. Eine signifikante Korrelation zwischen der Sprachunterscheidungsleistung und der Lateralisierung wurde für die linken CI-Ohren über Probanden hinweg festgestellt, d.h. bei linksseitig CI-implantierten Teilnehmenden war das Sprachverstehen mit dem CI-Ohr bei Linkslateralisierung der N1-Antwort besser.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse deuten auf eine unterschiedliche Integration eines CIs in die Sprachverarbeitung je nach Implantationsseite hin. Dies könnte Auswirkungen auf die Rehabilitation haben. Die hemisphärenübergreifende Sprachverarbeitung könnte bei CI-implantierten Patienten mit einseitiger Taubheit durch eine seitenbezogene Rehabilitation verbessert werden (z.B. separates Training des Sprachverstehens für das CI-implantierte Ohr).
Literatur
- 1.
- Kraaijenga VJC, Derksen TC, Stegeman I, Smit AL. The effect of side of implantation on unilateral cochlear implant performance in patients with prelingual and postlingual sensorineural hearing loss: a systematic review. Clin Otolaryngol. 2018;43(2):440–9.
- 2.
- Vanderauwera J, Hellemans E, Verhaert N. Research insights on neural effects of auditory deprivation and restoration in unilateral hearing loss: a systematic review. J Clin Med. 2020;9(3):812.
- 3.
- Deliano M, Seidel P, Vorwerk U, Stadler B, Angenstein N. Effect of cochlear implant side on early speech processing in adults with single-sided deafness. Clin Neurophysiol. 2022;140:29–39.