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25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

01.03. - 03.03.2023, Köln

Neue Aspekte der Sprachaudiometrie

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Thomas Steffens - Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 01.-03.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc028

doi: 10.3205/23dga028, urn:nbn:de:0183-23dga0281

Veröffentlicht: 1. März 2023

© 2023 Steffens.
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Gliederung

Text

Der Sprachaudiometrie kommt eine besondere Bedeutung zu. Einerseits kann sie bei entsprechender Durchführung die höchste ökologische Validität besitzen, weil die Beeinträchtigung des Sprachverstehens durch eine Hörstörung schwerwiegende Konsequenzen in den sozialen Kommunikationssituationen des Lebensalltags hervorrufen kann und darüber die häufigsten und schwerwiegendsten Klagen von Hörgeschädigten geäußert werden. Im Kontext des Begriffes Präzisionsaudiometrie stehen hier zwei Bereiche: Einerseits die quantitative Präzision der Testergebnisse und andererseits die methodische Präzision, die geleitet durch eine präzise Fragestellung die zielgerichtete und valide Untersuchung der subjektiven Problematik der Patientenermöglichen ermöglicht. Zur Diskussion der quantitativen Präzision werden neue Erkenntnisse zur Messgenauigkeit des Freiburger Einsilbertests und von geschlossenen Testverfahren vorgestellt. Insbesondere werden für letztere die exakte, mathematisch korrekte Berücksichtigung der Ratewahrscheinlichkeit und die dadurch mögliche Erweiterung der Ergebnisinterpretation dargestellt. Die Aspekte der methodischen Präzision beginnen mit der Präzision der Terminologie und vor allem der Fragestellung. Eine präzise Unterscheidung zwischen den Begriffen Sprachverständlichkeit und Sprachverstehen berücksichtigt die Aspekte der neurophysiologischen Signalverarbeitung mit den selektiven Beiträgen der unterschiedlichen Verarbeitungsstufen von Sprache im auditorischen System erhöht die Präzision der Interpretation von sprachaudiometrischen Testergebnissen. Der unscharfe, vieldimensionale Begriff des Sprachverständnisses ist hierzu völlig ungeeignet und sollte unbedingt vermieden werden. Die Auswahl aus den vielfältigen Testverfahren sollte unbedingt auf der Basis einer präzisen Fragestellung erfolgen. Es kann nicht ausreichend valide sein, wenn ein Patient z.B. über Probleme bei der Teilnahme an Alltagsgesprächen, also der fließenden Sprache im Störgeräusch klagt ohne das dies in der Fragestellung berücksichtigt wird, und ohne präzisen Untersuchungsauftrag ein Einzelworttest in Ruhe durchgeführt wird. Ein weiterer Präzisionsaspekt ergibt sich bei hochbetagten Senioren. Wenn verlangsamte kognitive Prozesse und körperliche Reaktionen, z.B. bei neurologischen Begleiterkrankungen wie Parkinson, bei offenen Tests ein deutliches Nachsprechen behindern oder bei zu kurzen Antwortpausen eine fehlende Sprachantwort nicht interpretierbar ist. In diesen Fällen leidet die Validität der Untersuchung und es empfiehlt sich die Anwendung von geschlossenen Testverfahren ohne Nachsprechen oder die Mehrfachpräsentation von Testwörtern (z.B. Dreinsilbertest).


Literatur

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