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23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

03.09. - 04.09.2020, Köln (Online-Konferenz)

Statische und dynamische Cocktail-Party-Situationen – Effekte der Altersschwerhörigkeit

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Moritz Wächtler - Jean-Uhrmacher-Institut für klinische HNO-Forschung, Köln, Deutschland
  • Fabian Wenzel - Jean-Uhrmacher-Institut für klinische HNO-Forschung, Köln, Deutschland
  • Josef Kessler - Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
  • Martin Walger - Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
  • Hartmut Meister - Jean-Uhrmacher-Institut für klinische HNO-Forschung, Köln, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 03.-04.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc143

doi: 10.3205/20dga143, urn:nbn:de:0183-20dga1439

Veröffentlicht: 3. September 2020

© 2020 Wächtler et al.
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Gliederung

Text

In verbalen Kommunikationssituationen sprechen oftmals mehrere Sprecher gleichzeitig. Diese sogenannten Cocktail-Party-Situationen sind typischerweise dynamisch, da der Zielsprecher in unvorhersehbarer Weise wechseln kann. In der klinischen Forschung und Praxis werden jedoch hauptsächlich statische Situationen betrachtet, welche einen festen Zielsprecher beinhalten und bei denen konkurrierende Sprecher ausschließlich als Maskierer dienen.

In vorhergehenden Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass statische und dynamische Cocktail-Party-Situationen unterschiedliche Aufmerksamkeitsarten, z.B. selektive und geteilte Aufmerksamkeit, sowie das Umschalten von Aufmerksamkeit erfordern [1]. Insbesondere das Teilen und Umschalten der Aufmerksamkeit ist mit kognitiven Kosten verbunden, die sich in verschlechterter Sprachverständlichkeit [1], [2] und erhöhten Reaktionszeiten [3] niederschlagen.

Cocktail-Party-Situationen sind vor allem für ältere Personen problematisch, was auf sensorische Einschränkungen, aber vermutlich auch auf einen Rückgang kognitiver Fähigkeiten, wie etwa Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis und Exekutivfunktionen, zurückzuführen ist. Bemerkenswerterweise zeigten sich jedoch zwischen jüngeren und älteren Versuchspersonen mit gutem Hörvermögen und guten kognitiven Fähigkeiten in statischen und dynamischen Cocktail-Party-Situationen keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Sprachverständlichkeit [1]: Vor allem die Fähigkeit zur Aufmerksamkeitsumschaltung war größtenteils erhalten, wohingegen das Teilen der Aufmerksamkeit den älteren Versuchspersonen tendenziell mehr Probleme bereitete.

In diesem Beitrag werden die Ergebnisse einer laufenden Studie zu möglichen Effekten der Schwerhörigkeit auf das Sprachverstehen in statischen und dynamischen Cocktail-Party-Situationen vorgestellt. Hierzu wird ein Versuchsaufbau mit drei konkurrierenden Sprechern verwendet, bei welchem Wechsel des Zielsprechers mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten stattfinden. Es werden ältere Versuchspersonen mit nahezu normalen tonaudiometrischen Schwellen sowie mit leicht- und mittelgradigen Hörverlusten einbezogen. Die Arbeitshypothese dabei ist, dass sich die Kombination von Hörverlust und Aufmerksamkeitsbelastung insbesondere in den dynamischen Situationen negativ auf die Sprachverständlichkeit auswirkt. Zudem wird vermutet, dass individuelle kognitive Leistungen eine Rolle spielen.

Unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (ME2751/3-1)


Literatur

1.
Meister H, Wenzel F, Gehlen, A, Kessler J, Walger M. Attentional mechanisms in static and dynamic cocktail-party listening. Proceedings of the 23rd International Congress on Acoustics, 9. bis 13. September 2019, Aachen. Aachen; 2019.
2.
Brungart, D.S., Simpson, B.D. Cocktail party listening in a dynamic multitalker environment. Percept. Psychophys. 2007 Jan;69(1):79-91.
3.
Oberem J, Koch I, Fels J. Intentional switching in auditory selective attention: Exploring age-related effects in a spatial setup requiring speech perception. Acta Psychol (Amst). 2017;177:36-43. DOI: 10.1016/j.actpsy.2017.04.008 Externer Link