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Langfristiges Trageverhalten des Knochenleitungshörgeräts ADHEAR bei Kindern
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Veröffentlicht: | 3. September 2020 |
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Fragestellung: In den letzten Jahren hat sich das pflasterfixierte, druckfrei funktionierende Knochenleitungshörgerät ADHEAR als eine sehr gute technische Lösung zur Versorgung persistierender Schallleitungsstörungen bei Kindern etabliert. Indikationen waren vor allem Gehörgangsatresien, Mittelohrfehlbildungen und chronische Ohrsekretion [1]. Allerdings lehnten einige Eltern bzw. Kinder die Lösung ab, wegen unzureichenden Pflasterhalts, Schwierigkeiten, Mützen zu tragen oder sich anzulehnen und häufiger Feedbackgeräusche. Ziele dieser Arbeit waren die Untersuchung der Tragedauer und die Suche nach praktischen Lösungen zum verbesserten Tragekomfort bei gleichzeitiger Ausweitung der Indikationsstellung für das ADHEAR.
Methoden: Dreiundzwanzig Kinder (0.4-10.3 Jahre) wurden ein- oder beidohrig mit ADHEAR-Geräten versorgt. Indikationen waren unilaterale (15) und bilaterale (2) Gehörgangsatresien, Mittelohrfehlbildungen (1), chronische Ohrsekretion beim Down-Syndrom (1) oder bei primärer Ziliendyskinesie (1), Otosklerose (2) und single sided deafness (1). Erhoben wurden Tragedauer und -akzeptanz sowie Periodenlänge der Pflasterwechsel.
Ergebnisse: In einer Anwenderstudie [1] hatten wir gezeigt, dass der funktionelle Gewinn mit dem ADHEAR dem mit einem stirnbandintegrierten Knochenleitungssystem erreichten gleichkam (Sprachgehör) oder ihn teilweise überstieg (Tongehör). Von den 11 in die Studie eingeschlossenen Kindern, tragen derzeit 9 das ADHEAR noch, die beiden anderen sind mit aktiven Mittelohrimplantaten versorgt. Nach durchschnittlich 2,2 Jahren Tragedauer (n=9) haben sich der durchschnittliche funktionelle Gewinn mit dem ADHEAR und die Trageakzeptanz weiter stabilisiert. Von allen 23 mit ADHEAR versorgten Kindern tragen 12 ihre Geräte länger als 1 Jahr, sechs länger als 2 Jahre. Sieben der 23 insgesamt mit ADHEAR versorgten Kindern nutzen ihr Gerät nicht wegen mangelnder Compliance (1), Hautirritationen und einer raschen Entscheidung zu einem aktiven Mittelohrimplantat (2), unzureichenden Pflasterhalts und Feedbackgeräuschen (2), fehlender Kostenzusage durch die Krankenkasse (1) und dem Rat eines Hörgeräteakustikers, ein Stirnbandgerät vorzuziehen (1).
Schlussfolgerungen: Der Pflasterhalt hängt sehr von Außentemperatur und Schwitzen der Kinder ab. Er kann verbessert werden durch das Aufbringen des Pflasters auf ein Flüssigpflaster oder seine Fixierung durch ein transparentes Überpflaster. Hautreaktionen können durch eine Hautbarriere-Creme vermieden werden. Das ADHEAR kann kindliche Schallleitungsstörungen zuverlässig und längerfristig behandeln.