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23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

03.09. - 04.09.2020, Köln (Online-Konferenz)

Vergleich des Resthörerhalts bei EAS-Patienten nach früher Anpassung des CI-Sprachprozessors und nach Standardeinheilungsphase

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Stefanie Bruschke - HNO-Universitätsklinik Frankfurt a.M., Frankfurt a.M., Deutschland
  • Timo Stöver - HNO-Universitätsklinik Frankfurt a.M., Frankfurt a.M., Deutschland
  • Uwe Baumann - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 03.-04.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc109

doi: 10.3205/20dga109, urn:nbn:de:0183-20dga1097

Veröffentlicht: 3. September 2020

© 2020 Bruschke et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Die HNO-Universitätsklinik Frankfurt bietet Cochlea-Implantat (CI) Patienten die Möglichkeit, die Erstanpassung des CI-Prozessors bereits wenige Tage nach der Operation vornehmen zu lassen. In der vorausgegangenen Arbeit [1] konnte gezeigt werden, dass das Verfahren der frühen Anpassung genauso sicher und effektiv ist, wie die Anpassung nach einer Standardeinheilungsphase von 4–5 Wochen nach CI-Operation. In der hier präsentierten Studie wurde der Resthörerhalt nach früher Anpassung des CI-Prozessors und nach Standardeinheilungsphase untersucht. Dabei wurden Patienten betrachtet, die über ein ausreichendes Tieftonrestgehör verfügen, sodass eine Versorgung mit elektrisch-akustischer Stimulation (EAS) angestrebt werden kann (Hörverlust max. 70 dB HL bei 500 Hz).

In die Studie wurden 35 CI-Patienten mit präoperativer EAS-Indikation eingeschlossen. Eine Gruppe (n = 16) erhielt eine frühe Anpassung des CI-Prozessors (Early Fitting, EF) innerhalb von 2 Wochen nach der Implantation. Die Kontrollgruppe (KG, n = 19) wurde nach der Standardeinheilungsphase erstangepasst. Über einen Zeitraum von 12 Monaten wurde der Restgehörerhalt nach hörerhaltender CI-Operation beobachtet. Dazu wurden die tonaudiometrischen Hörschwellen, der PTAlow (mittlerer Hörverlust 125/250/500 Hz) sowie das Sprachverstehen in Ruhe (Freiburger Zahlen- und Einsilbertest) präoperativ, bei Erstanpassung sowie zur Kontrolle nach 3 und 12 Monaten nach CI-Operation dokumentiert.

In der EF-Gruppe erfolgte die Erstanpassung im Mittel nach 5,4 Tagen; die KG wurde im Mittel nach 28,6 Tagen erstangepasst. Der PTAlow weist sowohl präoperativ als auch postoperativ keine signifikanten Unterschiede zwischen EF (33,2 dB HL/ 54,4 dB HL) und KG (35,0 dB HL/ 53,3 dB HL) auf. Bei beiden Gruppen ist das Restgehör präoperativ signifikant besser als postoperativ. Über die Zeit bleibt das postoperative Restgehör der EF und KG stabil. Auch die Ergebnisse des Freiburger Zahlen- und Einsilbertests zeigen keine signifikanten Unterschiede zwischen EF und KG, sowohl präoperativ mit Hörgerät als auch postoperativ mit CI. Im Vergleich zur präoperativen Messung konnte nach einem Jahr CI-Nutzung sowohl das Zahlenverstehen (EF um 24,5 %, KG um 29,4%) als auch das Einsilberverstehen (EF um 47,5 %, KG um 31,4 %) verbessert werden.

In dieser Studie konnten keine signifikanten Unterschiede im Restgehörerhalt und der Entwicklung des Sprachverstehens zwischen früher Anpassung des CI-Prozessors und Anpassung nach Standardeinheilungsphase gefunden werden. Die frühe Aktivierung des CI-Prozessors hat somit keinen schädlichen Einfluss auf den Erhalt des Restgehörs. Somit können auch früh angepasste CI-Patienten mit funktionellem Gehör im Tieftonbereich von der EAS-Versorgung profitieren, ohne einer erhöhten Schädigungswahrscheinlichkeit ausgesetzt zu sein.

Eine Langfassung des Beitrags erhalten Sie hier:

https://dga.cloud/s/ezgpDwA9XQE9HNg


Literatur

1.
Günther S, Baumann U, Stöver T. Early Fitting in Cochlear Implantation: Benefits and Limits. Otol Neurotol. 2018;39(4):e250-e256. DOI: 10.1097/MAO.0000000000001745 Externer Link