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23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

03.09. - 04.09.2020, Köln (Online-Konferenz)

Effekt des Alters auf lateralisierte auditorische Verarbeitung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Nicole Angenstein - Leibniz Institut für Neurobiologie, Magdeburg, Deutschland
  • Jörg Stadler - Leibniz Institut für Neurobiologie, Magdeburg, Deutschland
  • André Brechmann - Leibniz Institut für Neurobiologie, Magdeburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 03.-04.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc076

doi: 10.3205/20dga076, urn:nbn:de:0183-20dga0766

Veröffentlicht: 3. September 2020

© 2020 Angenstein et al.
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Gliederung

Text

Bei älteren Erwachsenen ist die Effizienz der hemisphärischen Interaktion reduziert. Dies ist problematisch für die Verarbeitung komplexer akustischer Reize wie Sprache und Musik. Aufgrund unterschiedlich lateralisierter Verarbeitung basaler akustischer Parameter ist dabei Hemisphäreninteraktion notwendig. Ziel der vorliegenden Studie ist es, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen jüngeren und älteren Erwachsenen bei auditorischer Verarbeitung aufzudecken, wenn die gestellten Aufgaben sich im Umfang der benötigten Hemisphäreninteraktion unterscheiden.

Es wurden zwei Gruppen von Erwachsenen mit funktioneller Magnetresonanztomographie gemessen (18–38 und 56–75 Jahre). Die Probanden hatten die Aufgaben: (a) frequenzmodulierte (FM) Töne anhand ihrer FM-Richtung zu kategorisieren und (b) die gleichen FM Töne anhand ihrer FM-Richtung sequentiell zu vergleichen. Der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben wurde individuell durch Veränderung der FM-Geschwindigkeit und Tonlänge angepasst, so dass die Probanden ähnliche Leistungen aufwiesen. Es ist bekannt, dass an der Kategorisierungsaufgabe hauptsächlich der rechte Hörkortex beteiligt ist (1), während die Vergleichsaufgabe eine Beteiligung beider Hemisphären erfordert und damit auch ein höheres Maß an Hemisphäreninteraktion (2). Die Töne wurden binaural oder monaural mit und ohne kontralateralem Rauschen präsentiert. Die kontralaterale Rauschmethode ist eine Methode zur Bestimmung der Lateralisierung auditorischer Verarbeitung im Hörkortex (1-3). Dazu werden die Bedingungen mit Rauschen mit den Bedingungen ohne Rauschen verglichen. Der Aktivierungsanstieg durch das kontralaterale Rauschen zeigt den Ort der Verarbeitung der jeweils gestellten Aufgabe an.

Das kontralaterale Rauschen hat bei älteren Probanden einen stärkeren Effekt auf die Aktivierung im Hörkortex als bei jüngeren Probanden. Bei der Kategorisierungsaufgabe ist dieser Effekt am stärksten im rechten Hörkortex und bei der Vergleichsaufgabe in beiden Hörkortices relativ stark. Zusätzlich zeigt sich vor allem bei der Vergleichsaufgabe bei Präsentation der Töne auf dem linken Ohr ein starker Anstieg der Aktivierung in frontalen und parietalen Regionen durch das zusätzliche Rauschen nur bei den älteren Probanden.

Der stärkere Effekt des Rauschens auf die Aktivierung im Hörkortex bei älteren Probanden könnte auf die mittels Diffusionstensor Bildgebung (DTI) bestimmte geringere Myelinisierung des Corpus callosum und damit auf eine reduzierte Hemisphäreninteraktion zurückzuführen sein. Der Effekt des Rauschens ist jeweils dort am stärksten, wo die jeweilige Aufgabe hauptsächlich verarbeitet wird. Die stärkere Aktivierung durch das Rauschen in frontalen und parietalen Regionen bei älteren Probanden bei der Vergleichsaufgabe deutet darauf hin, dass ältere Probanden besonders bei der Aufgabe, die starke Hemisphäreninteraktion erfordert, mehr Aufmerksamkeits- und Gedächtnis-Ressourcen nutzen, um die gleiche Leistung wie jüngere Probanden zu erreichen.

Eine Langfassung des Beitrags erhalten Sie hier:

https://dga.cloud/s/Y6dMmLsTcyLkyYY