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23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

03.09. - 04.09.2020, Köln (Online-Konferenz)

Beeinflusst eine Cochlea-Implantation die Persönlichkeit des Patienten?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Viktor Weichbold - Universitätsklinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen, Innsbruck, Österreich
  • Heike Kühn - Universitäts-HNO-Klinik, Würzburg, Deutschland
  • Franz Muigg - Universitätsklinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen, Innsbruck, Österreich

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 03.-04.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc075

doi: 10.3205/20dga075, urn:nbn:de:0183-20dga0759

Veröffentlicht: 3. September 2020

© 2020 Weichbold et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Frühere Studien zeigten, dass hörgestörte Personen signifikant niedrigere Werte im Big-Five-Persönlichkeitsfaktor Offenheit aufweisen als Normalhörige. Es stellt sich die Frage, ob die erniedrigten Werte durch die Beeinträchtigung des Hörens bedingt sind, sodass nach Verbesserung des Hörvermögens durch ein Cochlea Implantat (CI) die Werte im Faktor Offenheit wieder ansteigen. Unsere Studie verglich Patienten vor und nach einer (unilateralen) Cochlea-Implantation hinsichtlich der Ausprägung ihrer Big-Five-Persönlichkeitsfaktoren.

Methode: Stichprobe: 55 Erwachsene (18 M., 37 F.) mit einem mittleren Alter von 62 ± 18 Jahren und bilateraler sensorineuraler Hörstörung (PTA besseres Ohr: 82 ± 14 dB HL, PTA schlechteres Ohr: 103 ± 19 dB HL). Die Persönlichkeitsausprägung der Patienten wurde mit dem NEO-FFI (Fünf-Faktoren-Fragebogen) präoperativ und 24 Monate nach CI-Aktivierung erhoben.

Ergebnisse: Zwischen prä- und postoperativer Ausprägung der Persönlichkeitsfaktoren war kein signifikanter Unterschied (rm ANOVA, p = 0.10). In den vier Faktoren Extraversion, Neurotizismus, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit waren die Werte der Patienten vor und nach CI-Operation gleich denen der Normpopulation, im Faktor Offenheit lagen sie prä- und postoperativ signifikant darunter (rm ANOVA, p < 0.001).

Schlussfolgerungen: Unseren Daten zufolge hat die Cochlea-Implantation hat keinen Einfluss auf die Persönlichkeit des hörgestörten Patienten. Zwei Jahre nach CI-Aktivierung waren die Werte in allen fünf Persönlichkeitsfaktoren gleich wie vor der CI-Operation. Die Werte im Faktor Offenheit waren immer noch signifikant niedriger als in der Normpopulation. Möglicherweise ist der Zeitraum von zwei Jahren zu kurz, als dass das verbesserte Hörvermögen auf die Persönlichkeit wirken könnte.

Eine Langfassung des Beitrags erhalten Sie hier:

https://dga.cloud/s/Gkqq7Xi2cqdwREG