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23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

03.09. - 04.09.2020, Köln (Online-Konferenz)

Konsonanz musikalischer Intervalle bei Nutzern eines Cochlea-Implantats

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Martin Böckmann-Barthel - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland
  • Tobias Seefeldt - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland
  • Jesko L. Verhey - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 03.-04.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc069

doi: 10.3205/20dga069, urn:nbn:de:0183-20dga0698

Veröffentlicht: 3. September 2020

© 2020 Böckmann-Barthel et al.
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Gliederung

Text

Erklingen zwei Töne gleichzeitig, so wird ein solches Intervall bei bestimmten Abständen der Tonhöhe auf einer musikalischen Skala als konsonant wahrgenommen, andere als dissonant. Diese Konsonanz ist vor allem in der westeuropäischen Musik von großer Bedeutung für die Vermittlung von Emotion und Syntax. Konsonanz ist zu wesentlichen Teilen psychoakustisch bedingt, vor allem durch Rauigkeit der interagierenden Töne. Es ist jedoch noch weitgehend unklar, inwieweit diese Interaktion von einem CI übertragen wird [1].

Untersucht werden Intervalle aus zwei harmonischen Tonkomplexen im Abstand von 2, 4, 5, 6, 7, 9, 11 und 12 Halbtönen (HT). In zwei Bedingungen wurde die Grundfrequenz des tieferen Tons so gewählt, dass für ein 7-HT-Intervall die Grundfrequenz des höheren Tons entweder in dasselbe Frequenzband fällt wie diejenige des tieferen Tons oder in das nächsthöhere Intervall.

Im ersten der Experimente sollten erfahrene CI-Nutzer und eine normalhörende Kontrollgruppe aus einem dargebotenen Paar von Intervallen das klarer oder harmonischer klingende wählen. Normalhörende bevorzugten besonders die Quinte (7 HT) und die Quarte (5 HT) und lehnen die große Septime (11 HT) ab. Das entspricht der musiktheoretischen Erwartung. Überraschend wurde die Oktave nur indifferent bewertet. CI-Nutzer bevorzugten ebenfalls die Quinte und zeigten einen den Normalhörenden ähnlichen, allerdings mit zunehmenden Intervallen zu positiverer Bewertung verzerrten Verlauf. Ein Einfluss der Grundfrequenz wurde nicht beobachtet.

Im zweiten Experiment sollten beide Gruppen paarweise dargebotene Intervalle diskriminieren. Normalhörende bewältigten die Aufgabe mit großer Sicherheit, die sich in einzelnen Werten des Sensitivitätsindex von d > 3,0 widerspiegelt; im Mittel beträgt d = 4,4. Die CI-Nutzer hatten erwartungsgemäß größere Schwierigkeiten bei der Diskrimination, bewältigten sie jedoch ebenfalls bei einem Mittelwert von d = 2,1 (bei höherer Grundfrequenz) und d = 1,6 (bei niedrigerer Grundfrequenz). Intervalle, deren Grundfrequenzen in ein gemeinsames Frequenzband fallen, werden von ihnen offenbar schlechter diskriminiert als solche, die in benachbarte Bänder fallen.

CI-Nutzer sind damit trotz deutlich vergröberter Frequenzabbildung sowohl in der Lage, Intervalle zu unterscheiden als auch eine Bewertung der Konsonanz ähnlich zu Normalhörenden zu treffen.


Literatur

1.
Spitzer ER, Landsberger DM, Friedmann DR, Galvin JJ 3rd. Pleasantness Ratings for Harmonic Intervals With Acoustic and Electric Hearing in Unilaterally Deaf Cochlear Implant Patients. Front Neurosci. 2019;13:922. Published 2019 Sep 3. DOI: 10.3389/fnins.2019.00922 Externer Link