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Reliabilität des Freiburger Einsilbertests im Störgeräusch
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Veröffentlicht: | 3. September 2020 |
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Der in der Hördiagnostik und Hörgeräteanpassung am häufigsten verwendete Sprachtest, der Freiburger Einsilbertest (FBE), besteht aus 20 Testlisten mit je 20 einsilbigen Wörtern. Zur Abschätzung der Reliabilität und der Test-Retest-Reliabilität kann der FBE wie auch andere Sprachteste als Bernoulli-Experiment modelliert werden, so dass die Messergebnisse für jeweils eine Testliste einer Binomialverteilung folgen. Da jedoch die Wörter innerhalb der Testlisten unterschiedlich gut oder schlecht zu verstehen sind, muss für die Modellierung die verallgemeinerte Binomialverteilung herangezogen werden. Als Näherung für die Wahrscheinlichkeit des Verstehens jedes Einzelwortes wurde das prozentuale Einzelwortverstehen über alle Probanden ermittelt. Die Messunsicherheit für eine Testliste des FBE in Ruhe mit 20 unterschiedlich verständlichen Wörtern konnte durch diejenige einer Testliste mit 29 gleich verständlichen Wörtern angenähert werden [1]. Für den Freiburger Einsilbertest in Ruhe wurden damit die Konfidenzintervalle für die Abweichung eines Messwertes vom wahren Wert [1] und für die Differenz zwischen zwei Messwerten [2] ermittelt. Zur Abschätzung der Reliabilität des Freiburger Einsilbertests im Störgeräusch wurden bei 90 jungen Probanden ohne Hörbeeinträchtigung die Freiburger Einsilber im kontinuierlichen CCITT-Rauschen im Freifeld aus der 0°-Richtung präsentiert [3]. Der Pegel des CCITT-Rauschens betrug 60 dB SPL und der Pegel der Einsilber wurde so gewählt, dass die Signal-Rausch-Verhältnisse (SNR) -6, -3, 0, 3 und 5 dB betrugen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Steigung der Diskriminationsfunktion im Störgeräusch größer ist als in Ruhe. Die höhere Steigung könnte beispielsweise durch geringere Unterschiede im Einzelwortverstehen erklärt werden. In diesem Fall wären im Störgeräusch bei einer Modellierung mit der verallgemeinerten Binomialverteilung breitere Konfidenzintervalle für das Sprachverstehen pro Liste zu erwarten. Es zeigt sich jedoch, dass die Standardabweichung des Einzelwortverstehens im Störgeräusch in etwa mit der entsprechenden Standardabweichung in Ruhe vergleichbar ist. Die in [1] und [2] entwickelten Berechnungsmethoden für die Reliabilität und die Test-Retest-Reliabilität ergeben in etwa gleich große Konfidenzintervalle für den FBE im Störgeräusch wie für den FBE in Ruhe.
Eine Langfassung des Beitrags erhalten Sie hier:
Literatur
- 1.
- Holube I, Winkler A, Nolte-Holube R. Modellierung der Reliabilität des Freiburger Einsilbertests in Ruhe mit der verallgemeinerten Binomialverteilung. Z. Audiol. 2018;57(1): 6-17.
- 2.
- Holube I, Winkler A, Nolte-Holube R. Modellierung und Verifizierung der Test-Retest-Reliabilität des Freiburger Einsilbertests in Ruhe mit derverallgemeinerten Binomialverteilung. GMS Z Audiol (Audiol Acoust). 2020;2:Doc03. DOI: 10.3205/zaud000007
- 3.
- Winkler A, Holube I, Husstedt H. Der Freiburger Einsilbertest im Störschall [The Freiburg monosyllabic speech test in noise]. HNO. 2020;68(1):14-24. DOI: 10.1007/s00106-019-00763-6