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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Studien zur Evaluierung des Absetzens von Medikamenten: ein Scoping Review mit Fokus auf Outcomes und Forschungsfragen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Nele Kornder - Philipps-Universität Marburg, Institut für Allgemeinmedizin, Marburg, Deutschland
  • Norbert Donner-Banzhoff - Philipps-Universität Marburg, Institut für Allgemeinmedizin, Marburg, Deutschland
  • Ina Staudt - Philipps-Universität Marburg, Institut für Allgemeinmedizin, Marburg, Deutschland
  • Nina Grede - Hochschule Fulda, Gesundheitswissenschaften, Fulda, Deutschland
  • Annette Becker - Philipps-Universität Marburg, Institut für Allgemeinmedizin, Marburg, Deutschland
  • Annika Viniol - Philipps-Universität Marburg, Institut für Allgemeinmedizin, Marburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocSYM-05-01

doi: 10.3205/24degam311, urn:nbn:de:0183-24degam3117

Veröffentlicht: 23. September 2024

© 2024 Kornder et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Studien zur Bewertung des Absetzens von Medikamenten („Deprescribing“) weisen ein breites methodisches Spektrum auf. Eine besondere Herausforderung stellt hierbei die Auswahl der Outcomes dar. Das vorliegende Scoping-Review zielt darauf ab, ein besseres Verständnis für die Auswahl von Endpunkten und die damit verbundenen Forschungsfragen zu gewinnen.

Fragestellung: Welche Faktoren beeinflussen die Auswahl von Outcomes und Hypothesen in Studien zum Absetzen von Medikamenten? Inwiefern folgte die Auswahl der Outcomes den bisherigen Empfehlungen und welche Schlussfolgerung ergeben sich für die Zukunft?

Methoden: In dem Scoping Review wurden RCTs eingeschlossen, die das Absetzen von Medikamenten aufgrund von Zweifeln an deren Wirksamkeit/Sicherheit untersuchten. Es wurden Daten zu Studiencharakteristika, zur Anzahl und Art der primären Endpunkte, zu den Beweggründen für die Durchführung der Absetzstudie und zu den Hypothesen extrahiert und ausgewertet.

Ergebnisse: Wir schlossen 111 Artikel aus 103 RCTs ein. Die meisten Studien stammten aus Europa und den USA und untersuchten vor allem Antipsychotika/Antidepressiva, Immunsuppressiva, Steroide und Antiepileptika. Häufig wurden die Absetzstudien aufgrund von Nebenwirkungen der Behandlung und Zweifeln am Nutzen des Medikaments durchgeführt. Die primären Endpunkte spiegelten in erster Linie entweder den Krankheitsverlauf („justification of treatment“) oder die Nachteile des Medikaments („justification of withdrawal“) wider.

Diskussion: Die Mehrzahl der Absetzstudien folgte nicht den jüngsten methodischen Empfehlungen. Es zeigt sich einerseits die Notwendigkeit einer besseren Abstimmung zwischen Studienzielen und Outcomeauswahl. Weiterhin ist die Berücksichtigung klinischer Sicherheitsparameter von entscheidender Bedeutung. Notwendige Anpassungen auf der Grundlage von Krankheitsmerkmalen, Follow-up-Dauer und Fallzahlen stellen in der Praxis oftmals eine Herausforderung dar.

Take Home Message für die Praxis: Unsere Übersichtsarbeit verdeutlicht die Komplexität der Outcome Auswahl in Studien zum Absetzen von Medikamenten. In Wissenschaft und Praxis des Deprescribings besteht ein Bedarf an einheitlichen Ansätzen, die vor allem auf die Gründe für das Absetzen von Medikamenten abgestimmt sind.