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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Alles KI, oder was? Modernes Vorhofflimmerscreening ganz einfach?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Stephan Kranz - dpv-analytics GmbH, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocSLM-02

doi: 10.3205/24degam299, urn:nbn:de:0183-24degam2995

Veröffentlicht: 23. September 2024

© 2024 Kranz.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die europäische Vorhofflimmerleitlinie fordert ein opportunistisches Screening ab dem 65. Lebensjahr und ein systematisches Screening ab dem 75. Lebensjahr. Das Consensus Statement der Rhythmologen geht noch darüber hinaus und findet ein opportunistisches Screening auch unter dem 65. Lebensjahr bei Comorbititäten sinnvoll. Das würde bedeuteten, dass Millionen von Menschen ein EKG-Screening erhalten sollten. Sicherlich ist ein solches Screening sinnvoll, schließlich ist VHF nach den neuesten Daten für über ein Viertel aller ischämischen Schlaganfälle verantwortlich. Hier eine leitliniengerechte Diagnostik durchzuführen, würde eine extrem hohe Anzahl an Untersuchungen bedingen. Aber wir haben ja Smartwatches und die KI ist nach den Marketingangaben höchst genau. Ein opportunistisches Screening sollte damit doch problemlos möglich sein, oder? Und für die Langzeit-EKG-Auswertung beim systematischen Screening ersetzt die KI doch auch den Arzt. Also alles kein Problem? Der Vortrag soll hier Licht ins Dunkel bringen.

Fragestellung/Diskussionspunkt: Vorhofflimmerscreening: die KI wird’s schon richten? Oder etwa doch nicht?

Inhalt: Smartwatches sind allgegenwärtig. Wenn man dem Marketing glaubt, zeigen sie VHF ganz einfach an. Wenn man sich aber die Zulassungsunterlagen zur AppleWatch anschaut, erkennt man, dass die KI-Algorithmen bei weitem nicht über jeden Zweifel erhaben sind und eine nicht unwesentliche Anzahl an falsch positiven Befunden liefern. So werden Auswertungen z.B. bei niedrigen und hohen Herzfrequenzen nicht mehr durchgeführt und ein normaler Sinusrhythmus oder einfache Extrasystolen werden als Vorhofflimmern klassifiziert. Zurück bleiben verunsicherte Nutzer und genervte Ärzt:innen. Und dann ist da ja noch das geforderte systematische Screening: Auch hier gibt es mittlerweile Anbieter, die eine hochgenaue EKG-Analyse anbieten. Auch hier werden KI-Algorithmen eingesetzt, um die großen Datenmengen eines Langzeit-EKGs zu bewerten. Das funktioniert bei Vorhofflimmern in der Tat gut, leider werden teils höhergradige und damit potentiell lebensbedrohliche Rhythmusstörungen aber nicht mit bewertet. Verantwortlich für die lückenhafte Diagnostik ist aber der Arzt/die Ärztin.

Take Home Message für die Praxis: KI wird die Diagnostik verändern. Große Datenmengen können schnell und genau untersucht werden. Aber Augen auf. Aktuell gibt es sowohl bei Smartwatch-EKGs als auch bei KI-Analysen von Langzeit-EKG-Daten diagnostische Lücken. Dennoch können KI unterstütze Auswertesystem sinnvoll sein, um eine große Patientenanzahl zu untersuchen.