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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Diagnostisches Vorgehen bei Verdacht auf Depression in der hausärztlichen Praxis: Analyse von Versorgungsdaten eines hausärztlichen MVZ-Verbundes

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Kristina Söhl - MED:ON Akademie, Deutschland
  • Nadine Kuniß - MED:ON Akademie, Deutschland; Universitätsklinikum Jena, FB Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Deutschland
  • Michael Sommer - MED:ON Akademie, Deutschland
  • Florian Wolf - MED:ON Akademie, Deutschland; Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Jutta Bleidorn - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Monique Böde - MED:ON Akademie, Deutschland; Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland; Deutsches Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG), Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocOS-03-05

doi: 10.3205/24degam280, urn:nbn:de:0183-24degam2804

Veröffentlicht: 23. September 2024

© 2024 Söhl et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Wenn Beschwerden, Merkmale oder Symptome vorliegen, die auf eine depressive Störung hinweisen, empfiehlt die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Unipolare Depression (Version 3.2) eine aktive Exploration inkl. der Erfassung von Haupt- und Zusatzsymptomen, Aktivität und Teilhabe, sowie Kontextfaktoren (jeweils Empfehlungsgrad A). Die Dokumentation in der PVS-Akte kann Aufschluss geben, ob Hausärzt:innen diese Empfehlungen umsetzen.

Fragestellung: Wie erfolgt die Diagnosestellung einer Depression in der hausärztlichen Praxis? Werden Haupt- und Zusatzsymptome, Aktivität und Teilhabe, sowie Kontextfaktoren entsprechend den Leitlinienempfehlungen dokumentiert?

Methoden: Mittels retrospektiver Beobachtungsstudie auf Basis der hausärztlichen Dokumentation innerhalb eines überregionalen MVZ-Verbundes (MED:ON MVZ) wurden PVS-Akten einer zufälligen Stichprobe mit Fokus auf die Fragestellung ausgewertet. Die von den Hausärzt:innen dokumentierten Schlagwörter wurden mit den in der NVL genannten Charakteristika und Beispielfragen abgeglichen.

Ergebnisse: In 45 der 50 Fälle (90%) aus der Zufallsstichprobe wurde mindestens ein Haupt- und/oder Zusatzsymptom im Rahmen der Erstdiagnose dokumentiert. Aktivität und Teilhabe, sowie Kontextfaktoren wurden in 33 der 50 Fälle dokumentiert. Eine ausführliche Auswertung einer größeren Stichprobe wird bis zum Kongress erfolgen.

Diskussion: Die Erstdiagnose einer Depression wird häufig durch Hausärzt:innen gestellt. Dabei werden die Diagnosekriterien (Haupt- und Zusatzsymptome), Aktivität und Teilhabe in relevanten Lebensbereichen, sowie personen- und umweltbezogene Kontextfaktoren regelmäßig, allerdings nicht vollständig dokumentiert. Es bleibt unklar, inwiefern Hausärzt:innen weitere Symptome, Einschränkungen oder Kontextfaktoren zwar erfragt, jedoch nicht dokumentiert haben.

Take Home Message für die Praxis: Bei Depressionsverdacht in der Hausarztpraxis wird eine aktive und umfassende Exploration anhand definierter Kriterien empfohlen. Spezifische Testverfahren (z.B. Zwei-Fragen-Test, PHQ-9, GDS) und Dokumentationsvorlagen (z.B. Textbausteine mit allen Haupt- und Zusatzsymptomen) können eine vollständige hausärztliche Dokumentation erleichtern und zeitökonomisch gestalten.