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Angehörigenpflege in Krisensituationen – Erfahrungen pflegender Angehöriger während der COVID-19-Pandemie – eine Mixed-Methods-Studie
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Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
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Hintergrund: Über 80% der knapp 5 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland werden zuhause durch Angehörige versorgt. Bereits vor der COVID-19-Pandemie waren pflegende Angehörige sowohl physischen als auch psychischen Belastungen ausgesetzt. Ersten Studienergebnissen zufolge hatte sich im Rahmen der COVID-19-Pandemie die Situation pflegender Angehöriger zusätzlich verschärft. Der Wegfall von Pflegeangeboten oder die soziale Isolation, in die sich pflegende Angehörige aus Angst vor einer Infektion des Pflegebedürftigen begaben, führten zu zusätzlichen Belastungen.
Als Teil des bundesweiten Projekts „CollPan“, das sich insgesamt mit den Effekten der COVID-19-Pandemie in Deutschland befasst und von dem Netzwerk Universitätsmedizin koordiniert wird, untersucht die Studie in einem Mixed-Methods-Design die Erfahrungen pflegender Angehöriger in den Anfängen der Pandemie. Die Datenerhebung erfolgt retrospektiv anhand von standardisierten Fragebögen sowie semistrukturierten Interviews.
Fragestellung: Es soll untersucht werden, welche Erfahrungen pflegende Angehörige während der COVID-19-Pandemie (März-Dezember 2020) gemacht haben. Anhand der Ergebnisse sollen Handlungsempfehlungen für eine bessere Unterstützung pflegender Angehöriger in zukünftigen Krisensituationen abgeleitet werden. Zudem wäre es möglich, dass die Pandemie bereits zuvor bestehende Missstände der Angehörigenpflege aufgedeckt hat, die ebenfalls mit den Handlungsempfehlungen adressiert werden könnten.
Diskussionspunkt: Die Angehörigenpflege stellt das Rückgrat der pflegerischen Versorgung dar und ist gleichzeitig durch Mehrfachbelastungen besonders gefährdet. Da dem Schutz vulnerabler Gruppen höchste Priorität zukommt, sollten die pandemischen Erfahrungen als Erkenntnisgewinn genutzt und eine bessere Unterstützung etabliert werden. Die finale Umsetzung der Handlungsempfehlungen bleibt allerdings unklar.
Die durch individuelle und regionale Unterschiede verursachte Vielschichtigkeit an pandemischen Auswirkungen erschwert die Interpretation und Vergleichbarkeit der erhobenen Daten. Das Mixed-Methods-Studiendesign stellt die bestmögliche Methode dar, um diese Vielschichtigkeit annähernd abzubilden.
Da sich der Befragungszeitraum auf das Jahr 2020 bezieht, wird die Qualität der gewonnen Daten durch einen Recall Bias eingeschränkt. Ein Kausalitätsschluss ist nicht möglich. Zudem selektioniert der vereinfachte Online-Zugang zu unserem Fragebogen die Untersuchungsstichprobe und erschwert die Teilnahme für einen Teil der Zielgruppe.