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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Über Empathie und Computernutzung von Allgemeinmedizinern

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Wolfgang B. Lindemann - Cabinet de médecine générale, Frankreich
  • Véziane Hilaire - Université de Sorbonne – Faculté de médecine, Département de médecine générale, Frankreich
  • Chloé Langer - Université de Sorbonne – Faculté de médecine, Département de médecine générale, Frankreich
  • Glady Ibanez - Université de Sorbonne – Faculté de médecine, Département de médecine générale, Frankreich

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocP-09-07

doi: 10.3205/24degam253, urn:nbn:de:0183-24degam2536

Veröffentlicht: 23. September 2024

© 2024 Lindemann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Allgemeinmediziner haben ein „personenzentriertes“ Fachgebiet, das ein anderes psychologisches Profil verlangt als die Informatik, aber ihr zentrales Werkzeug ist heute der Praxiscomputer.

Fragestellung: Haben Allgemeinmediziner, die ihre Praxissoftware effizient nutzen, eher eine niedrige Empathie, wie es für Ärzte von „technologiezentrierten“ Fachgebieten wie Radiologie typisch ist? Gibt es biographische Faktoren, die eine bessere Empathie bei Ärzten bewirken?

Methoden: 428 Allgemeinmediziner wurden zu ihrer Nutzung ihrer Praxissoftware Axisanté und ihren allgemeinen Computerkenntnissen befragt und ihre Empathie mittels eines 2-Fragen-Empathie-Testes (2FET) evaluiert. Der 2FET wurde bei weiteren 387 Allgemeinmedizinern an dem Jefferson Scale of Physician Empathy (JSPE) geeicht (der mit 20 Fragen zu lang für den ersten Fragebogen war). Zugleich wurden Lebensereignisse und Umwelteinflüsse ermittelt, die die Empathie beeinflussen könnten.

Die Antworten erfolgten auf Likert-Skalen. Die statistische Auswertung geschah mit SPSS 29, die angegebenen Signifikanzen sind beidseitiger Spearman’s rho (Sr) oder Whitney-Mann-U-Test für zwei unverbundene Stichproben (MWU).

Ergebnisse: Der 2FET korrelierte mit dem JSPE (r=0.446 p<0.001). Wer einen höheren 2FET hatte, schätzte seine Axisanté- (r=0.246 p<0.01) und allgemeinen Informatikkenntnissen (r=0.194 p<0.01) höher ein, nutzte die Programmhilfe häufiger (r=0.195 p<0.05) und erlebte seinen Praxiscomputer weniger oft als zu langsam (r=0.145 p<0.05) (alle Sr).

Wer in den letzten 2 Jahren eine Entspannungsmethode praktizierte, hatte einen höheren JSPE (p<0.01). Das Geschlecht, Aufwachsen mit wenigstens einem gesundem, einem behinderten oder chronisch kranken Geschwister oder einem Haustier, mit einem Partner statt alleine zu leben, Teilnahme an einer Balintgruppe, organisches oder psychologisches Problem in den letzten 2 Jahren beeinflussten weder JSPE noch 2FET (alle MWU).

Diskussion: Es ist möglich, zugleich ein „guter“ Praxissoftwarenutzer und ein „guter“ im Sinne von „empathischer“ Allgemeinmediziner zu sein auch wenn Allgemeinmediziner grundsätzlich ihre Software schlecht nutzen. In früheren Studien gefundene die Empathie fördernde Einflüsse konnten überwiegend nicht bestätigt werden.

Take Home Message für die Praxis: Allgemeinmediziner können grundsätzlich kompetente Computernutzer sein. Biographische Einflüsse auf die Empathie von Allgemeinmedizinern konnten nicht gefunden werden.