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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Lampenfieber und Auftrittsangst bei Berufsmusiker:innen – die Rolle der allgemeinmedizinischen Betreuung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Marlena Mertes - Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Allgemeinmedizin I und Interprofessionelle Versorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Witten, Deutschland
  • Eva Münster - Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Allgemeinmedizin I und Interprofessionelle Versorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Witten, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocP-08-04

doi: 10.3205/24degam238, urn:nbn:de:0183-24degam2383

Veröffentlicht: 23. September 2024

© 2024 Mertes et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Wird das gesunde Maß von Lampenfieber überschritten, so spricht man von Auftrittsangst, welche als belastend und leistungsmindernd wahrgenommen wird. Bei professionellen Musiker:innen wird die Prävalenz der Auftrittsangst zwischen 16,5% und 60% geschätzt, was die Relevanz dieses Phänomens im Hinblick auf die rund 69.000 Berufsmusiker:innen und ca. 27.000 Studierenden im Bereich Musik und Musikwissenschaften in Deutschland deutlich macht.

Fragestellung: Wünschen sich Berufsmusiker:innen in Deutschland bei Beschwerden durch Lampenfieber von ihrem Hausarzt bzw. ihrer Hausärztin unterstützt zu werden? Ist dieser Wunsch vom Vertrauensverhältnis zum:zur Hausarzt:ärztin abhängig?

Methoden: Im Januar und Februar 2024 wurden ca. 6.500 Musiker:innen über die deutschen Musikvereinigungen und -gesellschaften zu einer anonymen Online-Umfrage kontaktiert. Der standardisierte Fragebogen umfasste die Themen 1. Soziodemografie, 2. Charakteristika von Lampenfieber und Auftrittsangst, 3. Umgangsstrategien mit Lampenfieber und Auftrittsangst und 4. Inanspruchnahme allgemeinmedizinischer Versorgung. Die Befragung wurde mittels LimeSurvey in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung gestellt.

Ergebnisse: Von den insgesamt 512 Befragten (8% Teilnahmerate) gaben knapp 70% an, das Gefühl von Lampenfieber zu kennen und es derzeit zu erleben; wobei 33% Auftrittsangst berichteten.

Von dem Gesamtkollektiv gaben 74% an, eine:n feste:n Hausarzt:ärztin zu haben. Fast 25% vertrauten ihrem:ihrer Arzt:Ärztin, 15% hatten eher geringes Vertrauen. Von den Musiker:innen mit Auftrittsangst gaben 9% an, eine:n Hausarzt:ärztin deswegen aufgesucht zu haben und 45% hätten sich eine Unterstützung des:der Hausarzt:ärztin gewünscht.

Diskussion: Aufgrund der geringen Teilnahmerate ist eine Selektionsverzerrung zu erwarten. Jedoch wird durch die Ergebnisse deutlich, dass Lampenfieber und Auftrittsangst bei professionellen Musiker:innen eine allgemeinmedizinische Relevanz hat. Nur selten wird der:die Hausarzt:ärztin wegen der Auftrittsangst aufgesucht, Unterstützung wird häufiger jedoch gewünscht.

Take Home Message für die Praxis: Nicht alle Musiker:innen wünschen Hilfe bei Lampenfieber und Auftrittsangst. Gezieltes Nachfragen, Aufklärung und Hilfsangebote durch Hausärzte:innen sind wichtig, um Berufsmusiker:innen mit Beschwerden durch Lampenfieber und Auftrittsangst zu identifizieren und schließlich unterstützen zu können.