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Primärprävention in der Hausarztpraxis – eine explorierende Studie zu Status quo, Potenzialen und Herausforderungen
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Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
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Hintergrund: Fünf der zehn häufigsten Todesursachen in Deutschland sind dem Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen zuzuordnen. Dabei sind diese chronischen Volkskrankheiten Ergebnis eines Zusammenspiels zahlreicher Faktoren. Die Primärprävention leistet einen relevanten Beitrag zur Reduktion chronischer Erkrankungen und Verbesserung der Lebensqualität. Aufgrund des geringen Forschungsstandes im Hinblick auf die Bedeutung, Rolle und Situation im hausärztlichen Setting soll diese Arbeit das Thema explorierend beleuchten.
Fragestellung: Die Studie exploriert hausärztliche Einstellungen und Erfahrungen zur eigenen Präventionstätigkeit, dem Status quo, den erlebten Herausforderungen und den Optimierungsansätzen primärpräventiver Themen im hausärztlichen Setting.
Methoden: Mitte 2023 wurden 18 Hausärzt:innen in Rheinland-Pfalz und zwei Mitarbeiterinnen der Landeszentrale für Gesundheitsförderung im Rahmen eines halbstandarisierten leitfadengestützten Interviews befragt.
Ergebnisse: Primärprävention wird von den Hausärzt:innen unterschiedlich aufgefasst und individuell spezifisch umgesetzt, wobei die meisten sich als wichtige Ansprechpartner:innen verstehen und trotz begrenzter Ressourcen, Ideen und Strategien zur Umsetzung in ihren Praxisalltag integriert haben. Dennoch werden auch Herausforderungen gesehen, wie neben dem Zeit- und Personalmangel auch die Vergütungsstruktur, die steigende Bürokratisierung sowie auch die Erreichbarkeit, Compliance und der Informationsstand der Patient:innen. Die Interviewpartner:innen führen zahlreiche Optimierungswünsche und -ideen auf unterschiedlichsten Handlungsebenen an.
Diskussion: Die Umsetzung von Primärprävention im hausärztlichen Setting ist zum jetzigen Zeitpunkt wenig standarisiert und hängt vor allem von der Motivation und Eigeninitiative der Hausärzteschaft ab. Die von den Befragten artikulierten Anforderungen, Erfahrungen und Verbesserungswünsche bezüglich primärpräventiver Themen gehen konform mit vorangegangenen Untersuchungen und zeigen Perspektiven auf, wie in Zukunft die primärpräventive Versorgung im hausärztlichen Setting, aber auch in anderen Bereichen der Gesellschaft umgesetzt werden könnte.
Take Home Message für die Praxis: Um Primärprävention im hausärztlichen Setting zu stärken, gilt es vor allem die Vergütungsstruktur zu verbessern, die Bürokratisierung zu verringern, die Implementierung einer zentralen Informationsplattform für primärpräventive Themen oder die Verfassung einer Primärpräventionsleitline sowie die Integration des Themas in andere Lebensbereiche wie Schule und Arbeitsumfeld.