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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Neue Wege in der hausärztlichen Demenzdiagnostik: Perspektiven von Patient:innen, Medizinischen Fachangestellten und Hausärzt:innen zur Akzeptanz einer Tablet-gestützten Kognitionstestung und deren Auswirkungen auf den Versorgungsalltag

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Carolin Rosendahl - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Witten, Deutschland
  • Kristin Rolke - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Witten, Deutschland
  • Judith Tillmann - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Witten, Deutschland
  • Eva Münster - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Witten, Deutschland
  • Alexander Hanke - Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Kognitive Störungen und Alterspsychiatrie, Bonn, Deutschland
  • Michael Wagner - Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Kognitive Störungen und Alterspsychiatrie, Bonn, Deutschland
  • Leon Nissen - Universitätsklinikum Bonn, Institut für digitale Medizin, Bonn, Deutschland
  • Lara Reimer - Universitätsklinikum Bonn, Institut für digitale Medizin, Bonn, Deutschland
  • Stephan Jonas - Universitätsklinikum Bonn, Institut für digitale Medizin, Bonn, Deutschland
  • Philipp Schaper - Universität Siegen, Siegen, Deutschland
  • Jochen René Thyrian - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Standort Rostock/Greifswald, Deutschland
  • Klaus Weckbecker - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Witten, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocP-04-03

doi: 10.3205/24degam193, urn:nbn:de:0183-24degam1937

Veröffentlicht: 23. September 2024

© 2024 Rosendahl et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Deutschland leben circa 1,8 Millionen dementiell erkrankte Menschen, Tendenz stark steigend. Eine Diagnose erfolgt häufig spät und wird vorwiegend in Fachzentren gestellt. Bei Symptomen sind meist Hausärzt:innen die erste Anlaufstelle, die auf Hürden wie Zeit- und Ressourcenmangel stoßen. Eine Delegation an Medizinische Fachangestellte (MFA), eine tabletgestützte Durchführung kognitiver Testungen und eine entsprechende Vergütung könnten zu einer früheren Identifikation führen und weitere Vorteile für die hausärztliche Versorgung schaffen.

Fragestellung: Wie empfinden die teilnehmenden MFA, Hausärzt:innen und Patient:innen die tabletgestützte Kognitionstestung und welchen Einfluss nimmt das Vorgehen auf die Versorgungsstruktur im Rahmen der hausärztlichen Demenzdiagnostik?

Methoden: In einer Machbarkeitsstudie werden tabletgestützte Testungen mit dem Montreal Cognitive Assessement, durchgeführt von MFA, in der hausärztlichen Versorgung eruiert. Neben einer quantitativen Erhebung werden bis zu 24 MFA, Hausärzt:innen und Patient:innen zur Handhabbarkeit und zu Implikationen für die Versorgung qualitativ befragt. Die Interviews werden anhand teilstrukturierter Leitfäden geführt und inhaltsanalytisch nach Kuckartz ausgewertet.

Ergebnisse: Bisher wurden dreizehn Interviews mit teilnehmenden MFA, Ärzt:innen und Patient:innen geführt und ausgewertet. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass die tabletgestütze Testung positiv bewertet wird. Als Vorteile benennen die Befragten unter anderem die Möglichkeit einer frühzeitigen und niederschwelligen Testung mit einem strukturierten Vorgehen, eine zeitnahe Anbindung an ein spezialisiertes Zentrum, die Ressourcenverteilung zwischen Ärzt:innen und MFA sowie die Aufgabenerweiterung der MFA.

Diskussion: Die Delegation von hausärztlichen Leistungen an MFA erscheint in diesem Bereich vielversprechend, auch angesichts des Hausärzt:innen-Mangels. Die teilnehmenden Patient:innen und Versorgenden nahmen positive Einflüsse auf die Versorgungspraxis wahr, die zu einer langfristig verbesserten frühzeitigen Diagnostik führen könnten. Trotz positiver Einschätzungen sind die Ergebnisse als vorläufig einzustufen und aktuell noch keine validen Aussagen möglich. Zum Zeitpunkt des Kongresses werden weitere, aussagekräftige Ergebnisse erwartet.

Take Home Message für die Praxis: Tabletgestützte Testungen durch MFA könnten eine frühzeitige Demenzerkennung ermöglichen und bieten Potenzial die hausärztliche Versorgungsstruktur zu verbessern, sofern die Ergebnisse die vorab aufgrund der bestehenden Literatur gefassten Erwartungen bestätigen.