Artikel
Hausärztliche Akzeptanz, Erfahrungen und Erwartungen in Bezug auf die ambulante Versorgung von Palliativpatient:innen – eine Befragung von Hausärzt:innen in Rheinland-Pfalz
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Die Mehrheit der in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Bürger:innen hat den Wunsch, zuhause zu sterben. Häufig sind Hausärzt:innen in palliativen Situationen die erste Anlaufstelle von Patient:innen und deren Angehörigen. Angesichts des limiterten Forschungsstandes in Bezug auf die interdisziplinäre Palliativarbeit soll das vorliegende Dissertationsprojekt die Potenziale, Herausforderungen und Schwierigkeiten dieser Thematik aus allgemeinärztlich – niedergelassener Perspektive beleuchten.
Fragestellung: Die Studie exploriert hausärztliche Einstellungen zur AAPV- und SAPV-Versorgung und Erfahrungen mit der interdisziplinären ambulanten Palliativarbeit.
Methoden: Im zweiten Halbjahr 2023 wurden insgesamt 21 Hausärzt:innen mit und ohne palliativmedizinische Weiterbildung oder SAPV-Tätigkeit sowie 1 SAPV-Team aus Rheinland-Pfalz im Rahmen eines halbstandardisierten leitfadengestützten Interviews befragt.
Ergebnisse: Die Mehrheit der befragten Hausärzt:innen schildert eine bestehende gelingende interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Akteuren der ambulanten Palliativversorgung. Die Interaktion mit einem SAPV-Team wird von 77% der Interviewten positiv bewertet, vor allem in Bezug auf die fachliche Kompetenz der Teams und die zeitliche Entlastung. Kritik wird von einigen Hausärzt:innen an der interkollegialen Kommunikation geübt (27%), insbesondere an dem fehlenden Informationsaustausch nach der Übernahme der Patient:innen.
Diskussion: Trotz des zunehmend größeren Angebots an SAPV-Teams bleiben vor allem ältere Hausärzt:innen skeptisch in Bezug auf eine Zusammenarbeit mit diesen. In ihrer Auffassung des hausärztlichen Tätigkeitsfeldes ist die palliativmedizinische Versorgung eine originäre Aufgabe („von der Wiege bis zur Bahre“), die nicht abgegeben werden sollte. Dies steht im Widerspruch zum Standpunkt einiger jüngerer Befragten, die sich von eben jener „24/7“-Erreichbarkeit distanzieren und einen Mehrwert in Form der SAPV sehen. Die Teilnehmenden, die selbst aktiv in der SAPV sind, wünschen sich eine frühzeitigere Involvierung des SAPV-Teams.
Take Home Message für die Praxis: Um die Versorgung von Palliativpatient:innen in ihrer Häuslichkeit auch in Zukunft sichern zu können, sollte – angepasst an einen Generationswandel in der Allgemeinmedizin und den damit verbundenen Herausforderungen – ein bedarfsgerechtes Versorgungskonzept entwickelt werden. Regionale Unterschiede, Leitlinien zur SAPV-Indikation und eine allgemeine Verbesserung der palliativmedizinischen Fachkompetenz sollten die zentralen Themen hierbei darstellen.