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Quartalsweise individuelles Feedback zu Antibiotika-Verordnungen von gesetzlich-versicherten Patient:innen für alle Allgemeinmediziner:innen im ambulanten Bereich seit Sommer 2023, Deutschland
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Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
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Hintergrund: Etwa 85% aller Antibiotika werden in Deutschland im ambulanten Bereich verordnet. Ambulant tätige Ärzt:innen sind daher für Best-Practice-Maßnahmen und Antibiotika-Stewardship in Deutschland von großer Bedeutung.
Fragestellung: Individualisierte Rückmeldungen zu den eigenen Verschreibungsgewohnheiten waren bisher nicht flächendeckend verfügbar.
Methoden: Basierend auf den Apothekenabrechnungsdaten von gesetzlich-versicherten Patient:innen erstellen GKV und RKI eine 3-seitige individuelle Übersicht in der GKV-Arzneimittel-Schnellinformation (GAmSi), die quartalsweise über die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) zur Verfügung gestellt wird. Die AWaRe-Klassifikation der WHO [1] („Access, Watch, Reserve“) gruppiert Verordnungen.
Ergebnisse: Ca. 87% der Bevölkerung sind gesetzlich versichert; in 2023 haben Allgemeinmediziner:innen und hausärztlich-tätige Internist:innen (A&hI) >18,2 Millionen Verordnungen für systemische Antibiotika ausgestellt, dies entspricht 56,8% aller systemisch-angewendeten Antibiotika im ambulanten Bereich. Über 99% dieser Verordnungen konnten mit der AWaRe-Klassifikation eingeordnet werden.
Die J01-Gruppe (systemisch-angewendete Antibiotika) der anatomisch-therapeutisch-chemischen Klassifikation (ATC) ist für den rationalen Einsatz von Antibiotika am wichtigsten. Ein auf das individuelle Verordnungsverhalten fokussierender personalisierter Bericht, bestehend aus 3 Tabellen und 3 Grafiken, wurde ab Sommer 2023 in GAmSi-Quartalsberichten für alle A&hI eingefügt. Als Vergleichsgruppe dienen alle A&hI-Kolleg:innen der gleichen KV.
Die Zahl der ausgestellten Verordnungen wird im Zeitverlauf, nach Altersgruppen der Patient:innen und nach ATC-Gruppen dargestellt. Die AWaRe-Klassifizierung stellt den Anteil der „Access“-Verordnungen unter allen Antibiotika dar. Das Verhältnis von Eng- zu Breitspektrum-Antibiotika fokussiert auf spezifisches Verordnungsverhalten. Eine Tabelle mit den am häufigsten verordneten Antibiotika einschließlich AWaRe-Kategorie spiegelt das individuelle Verschreibungsrepertoire wider. Alle Auswertungen werden im Vergleich mit dem Fachgruppenmedian dargestellt.
Diskussion: Erstmals wird seit Sommer 2023 ein individualisierter Antibiotika-Verordnungsbericht für alle A&hI angeboten. Die Integration in eine bestehendes Berichtsformat ist ein neuer Ansatz, um routinemäßvig individuelles Feedback zu geben.
Der Bericht kann weder die Anzahl der Verordnungen noch die Angemessenheit einschätzen, weil weder Patientenzahlen, Diagnosen noch Komorbiditäten verfügbar sind.
Take Home Message für die Praxis: Bitte schauen Sie in Ihren individuellen GAmSi-Bericht zu Antibiotika-Verordnungen! Kollegialer Austausch kann das Antibiotika-Verordnungsverhalten weiter optimieren.
Anmerkung: Susanne Barbara Schink und Amel Mlaouhi-Müller teilen sich die Erstautorinnenschaft. Jörn Schleeff und Julia Hermes teilen sich die Letztautor:innenschaft.