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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Wie kann man die Ergebnisse eines Angstscreeningbogens bei einzelnen Patient:innen interpretieren? Analysen aus einem Cochrane Review

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Klaus Linde - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Alexey Fomenko - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Zekeriya Aktürk - Universität Augsburg, Lehrstuhl für Allgemeinmedizin, Augsburg, Deutschland
  • Stefanie Eck - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Daniel Dümmler - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Antonius Schneider - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Alexander Hapfelmeier - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-24-05

doi: 10.3205/24degam132, urn:nbn:de:0183-24degam1329

Veröffentlicht: 23. September 2024

© 2024 Linde et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Üblicherweise werden die Ergebnisse von Patient:innen-Fragebögen zum Screening auf Angsterkrankungen oder Depression als „auffällig“ (wenn ein Schwellenwert erreicht oder überschritten wurde) oder „unauffällig“ bewertet. Durch diese Dichotomisierung geht jedoch Information verloren, die klinisch relevant sein kann.

Fragestellung: Wie unterscheiden sich die Wahrscheinlichkeiten für das Vorliegen einer Angsterkrankung, die mittels Dichotomisierung (auffällig/unauffällig) oder in Abhängigkeit des tatsächlich erzielten Punkt- bzw. Scorewerts eines Angstfragebogens bestimmt werden?

Methoden: Im Rahmen eines Cochrane Reviews zur diagnostischen Genauigkeit des GAD-7 (Generalized Anxiety Disorder 7-item scale) wurden 48 Studien eingeschlossen, die Ergebnisse des GAD-7 mit der Diagnose durch ein validiertes psychiatrisches Interviews verglichen haben. Mit Hilfe des multiple-thresholds-Modells wurde die gepoolte Sensitivität und Spezifität des GAD-7 sowohl für den empfohlenen Schwellenwert ≥10 (bei einer Skalenbreite von 0 bis 21) als auch für alle anderen möglichen Schwellenwerte berechnet. Nachtestwahrscheinlichkeiten für das Vorliegen einer Angsterkrankung werden für die Anwendung des etablierten Schwellenwertes von 10 Punkten mittels des Satzes von Bayes bestimmt und mit entsprechenden Wahrscheinlichkeiten verglichen, die für spezifische Scorewerte gelten.

Ergebnisse: Bei Verwendung des empfohlenen Schwellenwertes ≥10 ergab sich für den GAD-7 eine Sensitivität von 48% (95% KI 40–57%) und eine Spezifität von 91% (95% KI 89–93%). Bei einer Vortestwahrscheinlichkeit von 10% für das Vorliegen einer Angststörung ergeben sich daraus ein positiver prädiktiver Wert von 37% und ein negativer prädiktiver Wert von 6%. Auf dem Kongress werden wir Ergebnisse zur Interpretation spezifischer Punktwerte präsentieren.

Diskussion: Die Verwendung eines einzigen Schwellenwertes für Angstscreenings, kann dazu führen, dass wichtige klinische Informationen verloren gehen, was sowohl die Sensitivität als auch die prädiktiven Werte beeinträchtigt.

Take Home Message für die Praxis: Die Interpretation individueller Scorewerte des GAD-7 könnte zu differenzierteren diagnostischen Einsichten führen, die es Hausärzt:innen ermöglichen würde, das Vorliegen einer Angsterkrankung präziser zu bewerten.