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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Community-based Inclusive Development: Erfahrungen von Menschen mit Behinderung während eines regionalen Projekts in Kolumbien, Bolivien und Brasilien

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Andreas Bachfischer - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Martha Cecilia Barbosa Ladino - Felehansen, Dachverband der Selbsthilfegruppen von Lepra betroffener Menschen, Kolumbien; DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V., Regionalbüro Lateinamerika, Kolumbien
  • Camila Jiménez Betancourth - Felehansen, Dachverband der Selbsthilfegruppen von Lepra betroffener Menschen, Kolumbien; DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V., Regionalbüro Lateinamerika, Kolumbien
  • Janina Zirkel - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Eva-Maria Schwienhorst-Stich - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Anne Simmenroth - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Sandra Parisi - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-23-06

doi: 10.3205/24degam127, urn:nbn:de:0183-24degam1279

Veröffentlicht: 23. September 2024

© 2024 Bachfischer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Es gibt nur wenig Forschung bezüglich der Versorgungssituation von Menschen mit Behinderung, weltweit und insbesondere in Lateinamerika. Community-based Inclusive-Development(CBID)-Ansätze stärken die Rechte und Teilhabe von Menschen mit Behinderung, aber erfordern ein hohes Maß an Gemeindebeteiligung.

Fragestellung: Es sollen die Erfahrungen Betroffener während eines regionalen CBID Projektes exploriert und wichtige Lehren für die Implementierung ähnlicher Projekte, bspw. im deutschen Kontext, beleuchtet werden.

Methoden: Es wurde ein sequentielles Mixed-Methods-Design verwendet, welches neben der quantitativen Anfangsbefragung auch qualitative Fokusgruppendiskussionen und eine Evaluierung des erreichten Maßes an Gemeindebeteiligung mittels Spidergrams beinhaltete. Die Datenauswertung und -integration fand mittels deskriptiver quantitativer Analysen, qualitativer Inhaltsanalyse und Triangulierungsprotokollen statt.

Ergebnisse: Es nahmen insgesamt 348 Personen aus sechs urbanen Gemeinden teil. Das Projekt wurde von Kolumbien aus geleitet und auch in Bolivien und Brasilien durchgeführt. Das Durchschnittsalter betrug 37,6 Jahre. Ein Großteil der Teilnehmenden war nicht in der Lage, zu lesen oder zu rechnen (58%), ohne Arbeit (88%), lebte in nicht bedarfsgerechten Wohnverhältnissen (58%) und verfügte über ungenügendes Wissen über den Zugang zu Gesundheitsleistungen (42%).

Die Teilnehmenden berichteten insbesondere über positive Projekteffekte im Bereich Arbeitsinklusion und Selbstwirksamkeit. Letzteres motivierte manche Teilnehmende sich als Vorbilder und change agents für andere Gemeindemitglieder einzusetzen. Das Maß an Gemeindebeteiligung war insgesamt hoch (4/5), jedoch deutlich niedriger in Bolivien (3,2/5) und Brasilien (3,8/5).

Diskussion: Es existieren nach wie vor strukturelle Versorgungsprobleme für Menschen mit Behinderung. Bei der Implementierung von CBID Projekte ist eine enge Vor-Ort-Begleitung und adäquate Kontextualisierung nötig, um eine hohe Gemeindebeteiligung zu erreichen.

Take Home Message für die Praxis: Die Exploration der Erfahrungen von internationalen Inklusionsprojekten und gemeindezentrierten Ansätzen kann zu einer verbesserten Implementierung ähnlicher Projekte in der deutschen Primärversorgung beitragen.