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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Herausforderungen bei der Versorgung von Menschen mit Behinderung in der Hausarztpraxis

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Eva Michaela Rothemund - Julius-Maximilians Universität Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-23-04

doi: 10.3205/24degam125, urn:nbn:de:0183-24degam1254

Veröffentlicht: 23. September 2024

© 2024 Rothemund.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Bayern lebten im Jahr 2021 1,16 Millionen Menschen mit einer schweren Behinderung (MMB). Gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention ist Deutschland verpflichtet, diesen Menschen eine qualitativ hochwertige und wohnortsnahe Gesundheitsversorgung anzubieten. Die ersten Ansprechpartner:innen sind zumeist Hausärzt:innen. Bisher gibt es in Bayern wenige Daten zur Umsetzung und Herausforderungen der ambulanten Versorgung von MMB.

Fragestellung: Wie wird die hausärztliche Versorgung von MMB in Bayern umgesetzt? Welchen Herausforderungen begegnen Hausärzt:innen im Arbeitsalltag und welche Maßnahmen können diese mindern?

Methoden: Der online-Fragebogen enthält 13 offene und 43 geschlossene Fragen. Erfragt werden u.a. Barrierefreiheit, Strategien zur Wissensaneignung, Herausforderungen und motivierende Motive in der Behandlung von MMB. Rekrutiert wurde über den Bayerischen Hausärzteverband und das Bayerische Forschungspraxennetz. Es erfolgte eine deskriptiv quantitative sowie eine induktiv qualitative Inhaltsanalyse.

Ergebnisse: Von 138 befragten Ärzt:innen versorgen 99% MMB. Wohneinrichtungen werden von 42% betreut. Barrierefreie Infrastruktur und Praxisorganisation werden von einem Großteil der Praxen umgesetzt (z.B. rollstuhlgerechten Zugang 77%, angepasste Terminvergabe 62%). Als besonders herausfordernd werden Diagnosestellungen und Kommunikation mit MMB wahrgenommen, die Kommunikation mit Angehörigen fällt leichter.

Zeitmangel ist ein großes Problem, führt aber nicht zur Ablehnung der Behandlung von MMB. Hausärztinnen wünschen sich neben einer angemessenen Honorierung ein größeres Fortbildungsangebot und Listen von Gebietsfachärzten mit MMB Kompetenz.

Diskussion: Die Versorgung von MMB basiert meist auf dem persönlichen Engagement einzelner Hausärzt:innen. Wir müssen aber von einem Selektionsbias ausgehen. Neben einer angemessenen Honorierung sind Ausweitungen von Fortbildungsangeboten und spezifische Regelungen zur Abrechenbarkeit von Leistungen nötig.

Der Faktor Zeit wurde als Ursache für eine Vermeidung der Behandlung von MMB zwar abgelehnt, aber in den Freitexten häufig angeführt. Dies zeigt den Konflikt zwischen ärztlicher Haltung und wirtschaftlichem Druck.

Take Home Message für die Praxis: Individuelles Engagement und strukturelle Anpassungen sind notwendig, um die hausärztliche Versorgung von MMB weiter zu gewährleisten.