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Pflegende Angehörige sind stark belastet
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Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
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Hintergrund: Mehr als 80% der Pflegebedürftigen werden zuhause gepflegt. Die ständige Erreichbarkeit und der Mangel an Unterstützung belasten die Angehörigen bzw. Zugehörigen. In der Pandemie gab es zusätzliche Belastungen.
Fragestellung: Wie war die Belastung bei den pflegenden Angehörigen in der Bayerischen Covid-19 Monitor-Studie und in wieweit zeigten sich depressive Symptome? Welche potentiellen Prädiktoren zeigen eine Korrelation mit mittlerer bis starker Belastung?
Methoden: Diese Teilstudie ist eingebettet in die Bayerische Covid-19-Monitor-Studie (BaCoM). Es wurden quantitative Daten erhoben.
Ergebnisse: Die (Teil-) Stichprobe besteht aus 89 pflegenden Angehörigen. Partnerinnen oder Partner (47,8%) und Kinder (34,1%) bilden den größten Teil der pflegenden Angehörigen. Die meisten Pflegepersonen sind weiblich (70,8%).
25,3% der pflegenden Angehörigen haben eine geringe Belastung, 36,1% eine mittlere und 38,6% eine starke bis sehr starke Belastung. 64% geben an, dass ihre Gesundheit unter der Pflege leidet und 76,8% fühlen sich oft körperlich erschöpft.
45,5% haben keine depressiven Symptome, 36,4% einen Verdacht auf eine leichte, 15,9% auf eine mittelgradige und 2,3% auf eine schwere Depression. Es besteht eine starke Korrelation zwischen Belastung und Depressivität. Der Korrelationskoeffizient beträgt r=+0,697, p>0,001.
Diskussion: Die Ergebnisse der BaCoM-Studie bestätigen Befunde aus anderen Studien zu Belastung von pflegenden Angehörigen. Nahezu drei Viertel der pflegenden Angehörigen leidet in unserer Kohorte unter einer mittleren bis starken Belastung.
Take Home Message für die Praxis: Die Ergebnisse zeigen, dass eine hohe Belastung bei pflegenden Angehörigen vorliegt und Entlastungsmaßnahmen dringend erforderlich sind.
Hausarztpraxen könnten auch hier Gatekeeper sein, bei Anzeichen von Belastung könnte man Beratungsgespräche anbieten oder die Betroffenen an einen Pflegestützpunkt verweisen. Das Format der Beratung sollte an den Bedarf der Angehörigen angepasst werden (z. B. aufsuchende Beratung oder per Video). Grundsätzlich sollten die Hilfsangebote möglichst niedrigschwellig und flexibel sein.