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Beratungsanlässe und komplementäre Maßnahmen bei ambulanten onkologischen Patient:innen im Rahmen der Implementierungsstudie CCC-Integrativ
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Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
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Hintergrund: Komplementäre medizinische und pflegerische Behandlungsverfahren (KMP) spielen in der ambulanten Versorgung von Krebspatient:innen eine große Rolle und werden oft nachgefragt. Hausärztliche Praxisteams sind hierfür häufig erste Ansprechpartner.
Fragestellung: Im Rahmen der kontrollierten interprofessionellen Implementierungsstudie CCC-Integrativ mit n=1.128 onkologischen Patienten (Kontrollgruppe=443, Interventionsgruppe=685) an vier Comprehensive Cancer Centers in Baden Württemberg untersuchten wir, welche komplementären Verfahren bei welchen Beratungsanlässen innerhalb der Studie empfohlen wurden.
Methoden: Im Vorfeld der Studie wurden 20 häufige Beratungsanlässe und Symptome von Krebspatient:innen definiert. In einem mehrstufigen Delphi-Verfahren wurden für deren Behandlung spezifische komplementäre Maßnahmen auf Basis der vorliegenden Evidenz aus Studien und Expertenwissen definiert. Alle Patient:innen erhielten drei interprofessionelle Beratungsgespräche von einem zuvor geschulten Team und nach jedem Gespräch einen Beratungsbrief. Die Beratungsbriefe wurden mittels qualitativer und quantitativer Inhaltsanalyse ausgewertet und nach der International Classification of Primary Care (ICPC-3) eingeordnet.
Ergebnisse: Nach Ausschluss der Dropouts konnten 1.809 Beratungsbriefe von 603 Patienten aus der Interventionsgruppe einbezogen und 4.397 Beratungsanlässe dokumentiert werden (7/Patient:in). Fatigue war am häufigsten (56%), gefolgt von Verdauungsbeschwerden (51%), allgemeinen komplementärmedizinischen Fragen (44%), Polyneuropathie (41%), Schleimhautproblemen (40%) und anderen. Insgesamt wurden 8.342 komplementäre Maßnahmen empfohlen (14/Patient). Die Beratungsgespräche deckten die bekannten Lebensstilthemen ab (Ernährung (94% der Patient:innen), Bewegung (92%), Entspannungstechniken (80%)). Ergänzend erhielten die Patient:innen spezifische Empfehlungen zu KMP-Verfahren: nichtmedikamentöse Verfahren (94%), äußere Anwendungen (92%), Medikamente & Tees (79%) und Akupressur (79%).
Diskussion: Die interprofessionelle, evidenzbasierte Beratung zu komplementären Verfahren deckt ein breites Spektrum der Beratungsanlässe von onkologischen Patient:innen in der hausärztlichen Versorgung ab. Die empfohlenen Maßnahmen reichen von Lebensstilempfehlungen (Bewegung, Ernährung, Entspannung) bis hin zu spezifischen komplementären Anwendungen wie Akupressur, äußere Anwendungen und Phytotherapeutika und sind somit auch im Rahmen der hausärztlichen Versorgung gut zu adressieren
Take Home Message für die Praxis: Die interprofessionelle Beratung zu KMP integriert medizinische wie pflegerische Aspekte in einem umfassenden Behandlungskonzept von Krebspatient:innen. Die entwickelten Beratungstools sind auch im Rahmen der hausärztlichen Versorgung anwendbar.