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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Interprofessionelle und sektorenverbindende Post-COVID-Versorgungsnetzwerke aufbauen – gelingt es mit partizipativen Ansätzen?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stefanie Völler - Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Daniela Fröhlich - Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Olivia Rau - Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Christian Förster - Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Stefanie Joos - Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-18-02

doi: 10.3205/24degam093, urn:nbn:de:0183-24degam0937

Veröffentlicht: 23. September 2024

© 2024 Völler et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die COVID-19-Pandemie hat weltweit zu Gesundheitsproblemen geführt, darunter das Long/Post-COVID-Syndrom. Die Versorgung dieser Patient:innen stellt bei noch fehlenden Therapieansätzen eine große Herausforderung dar und erfordert eine Steuerung der Versorgungswege. In anderen Ländern haben sich zur besseren Steuerung schon früh sektorenübergreifende Versorgungsnetzwerke etabliert.

Fragestellung: Im Rahmen des vorliegenden Projektes war es Ziel, interprofessionelle und sektorenverbindende Versorgungsnetzwerke in Baden-Württemberg zu etablieren und den Implementierungsprozess zu untersuchen.

Methoden: Für den Aufbau der Netzwerke fand die Methode der kooperativen Planung Anwendung (Majzik, 2021). Die Begleitforschung orientierte sich an der Partizipativen Gesundheitsforschung (PGF). Dieses Vorgehen ermöglicht es, die Perspektive aller Beteiligten einzubeziehen und strukturelle Veränderungen durch forschende Verfahren zu initiieren, zu begleiten, weiterzuentwickeln und zu evaluieren (Bar, 2021).

Ergebnisse: Im Rahmen von Workshops haben beteiligte Hausärztinnen und Hausärzte, Heilmittelerbringende sowie Vertretungen von Patient:innen Ziele zur Etablierung von Netzwerkstrukturen gesetzt und Maßnahmen geplant. Checklisten zur Befunderhebung und Behandlungsplanung wurden von allen Teilnehmenden gemeinsam erstellt. Dennoch wurde deutlich, dass eine koordinierende Stelle für den transparenten Informationsaustausch benötigt wird. Zu den Stolpersteinen gehörte, dass wichtige Personengruppen mit Entscheidungspositionen nicht von vornherein zu den Workshops eingeladen wurden.

Diskussion: Die Ziele und Maßnahmen zu einem regionalen Versorgungsnetzwerke konnte unter den Beteiligten gut herausgearbeitet werden, allerdings mangelt es bisher an der Umsetzung bzw. Umsetzbarkeit. Ein Grund dafür könnte sein, dass relevante Stakeholder wie Vertretungen der Kassenärztlichen Vereinigung und der Gesetzlichen Krankenversicherung nicht ausreichend in die Prozesse mit eingebunden wurden. Zudem wurde deutlich, dass das Forschen auf Augenhöhe im partizipativen Design Unsicherheiten hervorrufen kann, die angemessen adressiert werden müssen, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Partizipation und Steuerung zu erreichen.

Take Home Message für die Praxis: Die Koordination innerhalb von Versorgungsnetzwerken ist entscheidend und umfasst weit mehr als nur medizinische Aspekte. Ohne eine nachhaltig etablierte Koordinationsstelle scheint der Aufbau eines Versorgungsnetzwerks nur unzureichend möglich und bleibt unbefriedigend für alle Beteiligten.