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Zufriedenheit von Post-COVID-Patient:innen in der hausärztlichen Versorgung
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Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
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Hintergrund: Hausärzt:innen sind häufig die ersten Ansprechpersonen für Patient:innen mit Long- oder Post-COVID-Syndrom (PCS). Dabei birgt diese Patientengruppe vielfältige Herausforderungen: neben fundiertem Fachwissen in einem sich dynamisch entwickelnden Bereich sind insbesondere interaktive Fähigkeiten von Bedeutung.
Fragestellung: Wie zufrieden sind PCS-Patient:innen mit der (haus-)ärztlichen Versorgung? Wo liegen etwaige Schwierigkeiten?
Methoden: Exploratives Mixed-Methods-Design, bestehend aus einer Fragebogenerhebung (N=94 PCS-Patient:innen) und halbstrukturierten Interviews (N=4) mit induktiver inhaltsanalytischer Auswertung.
Ergebnisse: 67 der 94 Patient:innen gaben an, hausärztliche Behandlung in Anspruch genommen zu haben. Deren Zufriedenheit wurde auf einer 6-stufigen Likertskala (1 = gar nicht bis 6 = sehr) erfasst. Insgesamt liegt die Zufriedenheit im mittleren Bereich (M=3.41, SD=1.7). 35.1% der Befragten äußerten, gar nicht oder nicht zufrieden zu sein, 31.9% wählten die mittleren Kategorien, und nur 27.7% zeigten sich zufrieden oder sehr zufrieden mit der hausärztlichen Behandlung. Die qualitative Inhaltsanalyse der Interviewdaten ergab Hauptkategorien in den Bereichen positive und negative Erfahrungen, Konsequenzen aus diesen Erfahrungen und Wünsche für zukünftige Behandlungen. Positiv wurde erlebt, wenn Ärzt:innen sich Zeit nehmen, die Symptomatik ernst nehmen und Unterstützung bei der Behandlungsplanung anbieten; dies wurde unter empathischem Ärzteverhalten subsummiert. Negative Erfahrungen beziehen sich auf 1) mangelnde Kenntnisse und unzureichende Informationsvermittlung über Behandlungsoptionen wie Aktivitätenmanagement/Pacing, 2) das „Nicht-ernst-nehmen“ von PCS, erlebt durch vorschnelles Rückführen der Beschwerden auf psychische Ursachen bzw. Gleichsetzung mit depressiven oder somatoformen Störungen, oder die offene Unterstellung der Simulation, 3) mangelnde kommunikative Kompetenz, 4) negative ärztliche Stimmung (Gereiztheit), sowie 5) mangelnde Unterstützung. Dies führt auf Seiten der Patient:innen zu negativen emotionalen Konsequenzen sowie häufig einem Wechsel des Hausarztes bzw. der Hausärztin. Wünsche, welche die Patient:innen formulieren beziehen sich vorwiegend auf die kommunikative Ebene: die Möglichkeit zu ausführlichen Konsultationen, Kommunikation „auf Augenhöhe“ sowie eine aktive Einbeziehung in Entscheidungen bezüglich des Behandlungsprozesses.
Diskussion: Die Daten unterstreichen die zentrale Bedeutung kommunikativer Aspekte in der Behandlung von PCS.
Take Home Message für die Praxis: Interaktionsgestaltung ist Grundlage für Patientenzufriedenheit und Kooperationsbereitschaft!