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Hausärztliche Versorgung in der COVID-19-Pandemie – Lessons learned von Hausärzt:innen und Medizinischen Fachangestellten
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Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
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Hintergrund: Die COVID-19-Pandemie stellte Hausärzt:innen (HÄ) und Medizinische Fachangestellte (MFA) vor neue Herausforderungen. Der Praxisalltag musste umgestaltet werden und es kam zu Veränderungen im Angebot und in der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen. Als Teil der Mixed Methods-Studie „VeCo-Praxis“ (Hausärztliche Versorgung nicht an Covid erkrankter Patient:innen während der Corona-Pandemie) des BMBF-geförderten RESPoNsE-Forschungspraxennetzes wurden die Perspektiven von HÄ und MFA quantitativ und qualitativ exploriert. Hier wird der qualitative Studienteil vorgestellt. Ziel war es, Veränderungen und Lessons learned für die Zukunft zu erfassen.
Fragestellung: Wie beurteilen HÄ und MFA das Angebot und die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen in hausärztlichen Praxen während der Corona-Pandemie? Was waren Veränderungen der Versorgung in der Pandemie? Was lässt sich langfristig für die Anpassung des hausärztlichen Versorgungsangebotes ableiten?
Methoden: Zwischen August 2022 und September 2023 wurden leitfadengestützte telefonische Einzelinterviews mit 15 HÄ und 15 MFA aus Berlin, Brandenburg und Thüringen geführt. Die Auswertung erfolgt inhaltsanalytisch (Framework Analysis).
Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Praxisorganisation in unterschiedlichem Umfang an die pandemiebedingten Herausforderungen angepasst werden musste. In den Praxen wurde abgewogen, welche Gesundheitsleistungen bei Infektionsrisiken aufrechterhalten und welche Kontakte auf Telefon- oder Videosprechstunde verlegt werden sollten. Das Verhältnis zu den Patient:innen war teilweise von vermehrten Konflikten und teilweise von erhöhter Wertschätzung geprägt. HÄ und MFA wünschten sich, dass Praxen vorab und gebündelt über pandemierelevante Inhalte informiert würden, wobei HÄ auch in politische Entscheidungen in Bezug auf Machbarkeit und Umsetzbarkeit einbezogen werden wollten. Gewünscht wird ein verstärkter (Informations-)Austausch mit anderen Praxen, Fachärzt:innen, Gesundheitsämtern und Krankenhäusern. Zunehmende Bürokratie, fehlende Digitalisierung und Personal- bzw. Nachwuchsmangel werden dabei als besondere Herausforderungen empfunden.
Diskussion: Rückmeldungen von HÄ und MFA sollten im Hinblick auf die Notwendigkeit und Umsetzbarkeit weiter diskutiert werden.
Take Home Message für die Praxis: Vor dem Hintergrund der Pandemie mussten HÄ und MFA ihre Tätigkeit, Arbeitsabläufe und Gesundheitsleistungen reflektieren. Hieraus lassen sich Empfehlungen für zukünftige Pandemien und für eine zukunftsfähige Primärversorgung ableiten.