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Burnout-Belastung als Einflussfaktor auf zukünftige Karriere-Entscheidungen von Medizinstudierenden: eine quantitative Online-Befragung
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Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
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Hintergrund: Die anvisierten Karrierewege angehender Ärzt:innen werden zunehmend heterogener. Anlässlich des drohenden Ärzt:innenmangels, ist es unerlässlich, die Zukunftspläne von Medizinstudent:innen besser zu verstehen.
Fragestellung: Welche Karrierewege streben Studierende am Ende ihres Medizinstudiums an? Wird eine Tätigkeit in der Patient:innenversorgung anvisiert? Welchen Einfluss hat eine Burnout-Belastung?
Methoden: Die quantitative Online-Umfrage wurde 2023 an alle Medizinstudierenden der TUM im 9./10. Semester oder PJ versandt und enthielt Fragen zu Facharztpräferenzen, dem Wunsch nach einer Tätigkeit in der Patient:innenenversorgung, dem favorisierten Versorgungssektor sowie den validierten MBI-Fragebogen zur Erfassung der Burnout-Belastung mit den drei Skalen: Emotionale Erschöpfung (EE, Range 0–54), Depersonalisation (DP, 0–30) und Persönliche Leistungsfähigkeit (PL, 0–48). Die Datenauswertung erfolgte deskriptiv statistisch und mittels Hypothesentests.
Ergebnisse: Bei den eingeschlossenen 391 Befragten waren die beliebtesten Facharztweiterbildungsoptionen Innere Medizin (39,0%) und Allgemeinmedizin (34,2%). 50,9% der Studierenden können sich sowohl eine Tätigkeit in der stationären als auch in der ambulanten Versorgung vorstellen. 17,9% der Befragten möchten nach der Weiterbildung nicht in der Patient:innenversorgung arbeiten. Studierende, die keine Tätigkeit in der Patient:innenversorgung anstreben, weisen eine signifikant höhere mittlere Burnout-Belastung (EE=28,41 p=<0,001; DP=12,34 p=0,013; PL=29,23 p=<0,001, Vergleichswerte: EE=20,52; DP=10,37; PL=34,09) auf. PJ-Studierende zeigen im Vergleich zu Studierenden im 9./10. Semester eine erhöhte Emotionale Erschöpfung und Depersonalisation, jedoch keine signifikanten Unterschiede bei der persönlichen Leistungseinschätzung (EE=23,32 p=0,012; DP=11,75 p-Wert=0,007; PL=33,22 p-Wert=0,898, Vergleichswerte: EE=20,70; DP=9,99; PL=33,18).
Diskussion: Studierende halten sich mit ihren Facharztweiterbildungspräferenzen ihre Zukunft weitestgehend offen. Die Gruppe, die einen Ausstieg aus der Patient:innenversorgung erwägt, zeichnet sich durch eine erhöhte psychische Belastung aus. Studierende im PJ, die erstmalig längerfristig mit dem klinisch-praktischen Arbeitsalltag konfrontiert werden, erleben eine erhöhte Burnout-Symptomatik, die für Karriereentscheidungen prägend sein kann. Diesem Umstand muss gesundheitspolitisch beispielsweise durch entsprechende Begleitung PJ-Studierender begegnet werden, insbesondere, um Medizinstudierende in der Patient:innenversorgung zu halten.
Take Home Message für die Praxis: Medizinstudierende mit einer erhöhten Burnout-Belastung könnten gefährdet sein, sich gegen einen Berufsweg in der Patient:innenversorgung zu entscheiden.