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Usability von Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) bei älteren Personen mit depressiven Störungen: ein Mixed-Methods-Ansatz im Projekt DiGA4Aged
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Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
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Hintergrund: Depressive Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter [1]. In Deutschland besteht eine depressive Symptomatik bei etwa 4–5% der 60- bis 79-Jährigen [2]. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) können die Überbrückung von Wartezeiten auf Therapieplätze ermöglichen und einen positiven Versorgungseffekt bei Menschen mit psychischen Erkrankungen bewirken. Das Zulassungsverfahren des BfArM für DiGA beinhaltet umfangreiche Anforderungen, jedoch nicht die Eignung für verschiedene Altersgruppen. Personen im höheren Lebensalter haben besondere Bedürfnisse in Bezug auf die Nutzung von digitalen Anwendungen, die im Kontext von DiGA bislang nicht ausreichend einbezogen werden.
Fragestellung: Welche Faktoren fördern oder hemmen die DiGA-Nutzung bei älteren Menschen ≥60 Jahre mit depressiven Störungen? Welche der untersuchten DiGA (deprexis, Selfapy) ist anwendungsfreundlicher?
Methoden: Mittels eines Mixed-Methods-Ansatzes wird die Usability der beiden dauerhaft zugelassenen DiGA deprexis und Selfapy für Personen ≥60 Jahre mit einer leichten oder mittelgradigen depressiven Störung (n=18) erhoben. Von Februar bis April 2024 erfolgte hierfür in drei Kliniken (Geriatrie, Psychiatrie und Psychosomatik) die Rekrutierung und Durchführung. Die Teilnehmenden (9 pro DiGA) führen bei der initialen Nutzung einer der beiden DiGA typische Aufgaben durch und beschreiben dabei verbal ihre Gedanken (Think-Aloud-Methode). Abschließend wird ein semi-strukturiertes Interview mit den Teilnehmenden durchgeführt. Audio und Bildschirmbewegung werden aufgezeichnet und mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet. Zudem wird die Usability quantitativ mit dem System Usability Scale erhoben.
Ergebnisse: Bei der Nutzung beider DiGA werden bislang insbesondere Probleme mit der Menüführung und Navigation angegeben. Die Mehrheit der Teilnehmenden äußert sich optimistisch, sich nach wiederholter Nutzung besser in der DiGA zurechtzufinden. Weitere Ergebnisse liegen bis zum Kongress vor.
Diskussion: Bislang gibt es kaum Daten über die Bedürfnisse älterer Personen mit depressiven Störungen bei der DiGA-Nutzung. Die Ergebnisse der Usability-Studie können einen Beitrag dazu leisten, Anwendungen künftig barrierefreier zu gestalten, sodass auch ältere Personen nachhaltiger von DiGA profitieren können.
Take Home Message für die Praxis: In der hausärztlichen Versorgung könnten anwendungsfreundliche DiGA für depressive Störungen insbesondere älteren Patient:innen ohne psychotherapeutische Anbindung helfen.
Literatur
- 1.
- World Health Organization: WHO. Mental health of older adults. [cited 2019 Feb 24]. Verfügbar unter: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/mental-health-of-older-adults
- 2.
- Heidemann C, Schiedt-Nave C, Beyer AK, Baumert J, Thamm R, Maier B, Neuhauser H, Fuchs J, Kuhnert R, Hapke U. Gesundheitliche Lage von Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse zu ausgewählten Indikatoren der Studie GEDA 2019/2020-EHIS. J Health Monit.2021;6(3). doi: 10.25646/8456 2021;6(3)