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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Usability von Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) bei älteren Personen mit depressiven Störungen: ein Mixed-Methods-Ansatz im Projekt DiGA4Aged

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Magdalini Chatsatrian - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Abteilung für Allgemeinmedizin AM RUB, Bochum, Deutschland
  • Katharina Kunde - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Abteilung für Allgemeinmedizin AM RUB, Bochum, Deutschland
  • Ina Carola Otte - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Abteilung für Allgemeinmedizin AM RUB, Bochum, Deutschland
  • Theresa Sophie Busse - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Abteilung für Pflegewissenschaft, Oldenburg, Deutschland
  • Jennifer Bosompem - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Abteilung für Allgemeinmedizin AM RUB, Bochum, Deutschland
  • Rainer Wirth - Marien Hospital Herne, Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation, Herne, Deutschland
  • Chantal Giehl - Marien Hospital Herne, Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation, Herne, Deutschland
  • Jan Dieris-Hirche - LWL-Universitätsklinikum Bochum, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Bochum, Deutschland
  • Magdalena Pape - LWL-Universitätsklinikum Bochum, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Bochum, Deutschland
  • Nina Timmesfeld - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Bochum, Deutschland
  • Anna Mai - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Bochum, Deutschland
  • Horst Christian Vollmar - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Abteilung für Allgemeinmedizin AM RUB, Bochum, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-11-06

doi: 10.3205/24degam065, urn:nbn:de:0183-24degam0655

Veröffentlicht: 23. September 2024

© 2024 Chatsatrian et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Depressive Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter [1]. In Deutschland besteht eine depressive Symptomatik bei etwa 4–5% der 60- bis 79-Jährigen [2]. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) können die Überbrückung von Wartezeiten auf Therapieplätze ermöglichen und einen positiven Versorgungseffekt bei Menschen mit psychischen Erkrankungen bewirken. Das Zulassungsverfahren des BfArM für DiGA beinhaltet umfangreiche Anforderungen, jedoch nicht die Eignung für verschiedene Altersgruppen. Personen im höheren Lebensalter haben besondere Bedürfnisse in Bezug auf die Nutzung von digitalen Anwendungen, die im Kontext von DiGA bislang nicht ausreichend einbezogen werden.

Fragestellung: Welche Faktoren fördern oder hemmen die DiGA-Nutzung bei älteren Menschen ≥60 Jahre mit depressiven Störungen? Welche der untersuchten DiGA (deprexis, Selfapy) ist anwendungsfreundlicher?

Methoden: Mittels eines Mixed-Methods-Ansatzes wird die Usability der beiden dauerhaft zugelassenen DiGA deprexis und Selfapy für Personen ≥60 Jahre mit einer leichten oder mittelgradigen depressiven Störung (n=18) erhoben. Von Februar bis April 2024 erfolgte hierfür in drei Kliniken (Geriatrie, Psychiatrie und Psychosomatik) die Rekrutierung und Durchführung. Die Teilnehmenden (9 pro DiGA) führen bei der initialen Nutzung einer der beiden DiGA typische Aufgaben durch und beschreiben dabei verbal ihre Gedanken (Think-Aloud-Methode). Abschließend wird ein semi-strukturiertes Interview mit den Teilnehmenden durchgeführt. Audio und Bildschirmbewegung werden aufgezeichnet und mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet. Zudem wird die Usability quantitativ mit dem System Usability Scale erhoben.

Ergebnisse: Bei der Nutzung beider DiGA werden bislang insbesondere Probleme mit der Menüführung und Navigation angegeben. Die Mehrheit der Teilnehmenden äußert sich optimistisch, sich nach wiederholter Nutzung besser in der DiGA zurechtzufinden. Weitere Ergebnisse liegen bis zum Kongress vor.

Diskussion: Bislang gibt es kaum Daten über die Bedürfnisse älterer Personen mit depressiven Störungen bei der DiGA-Nutzung. Die Ergebnisse der Usability-Studie können einen Beitrag dazu leisten, Anwendungen künftig barrierefreier zu gestalten, sodass auch ältere Personen nachhaltiger von DiGA profitieren können.

Take Home Message für die Praxis: In der hausärztlichen Versorgung könnten anwendungsfreundliche DiGA für depressive Störungen insbesondere älteren Patient:innen ohne psychotherapeutische Anbindung helfen.


Literatur

1.
World Health Organization: WHO. Mental health of older adults. [cited 2019 Feb 24]. Verfügbar unter: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/mental-health-of-older-adults Externer Link
2.
Heidemann C, Schiedt-Nave C, Beyer AK, Baumert J, Thamm R, Maier B, Neuhauser H, Fuchs J, Kuhnert R, Hapke U. Gesundheitliche Lage von Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse zu ausgewählten Indikatoren der Studie GEDA 2019/2020-EHIS. J Health Monit.2021;6(3). doi: 10.25646/8456 2021;6(3) Externer Link