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Mythos Jod – Jodzugabe als Primärprävention von Schilddrüsenknoten?
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Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
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Hintergrund: Schilddrüsenknoten sind eine häufig auftretende morphologische Veränderung der Schilddrüse. Oftmals wird ein Jodmangel als Ursache postuliert. Die meisten Schilddrüsenknoten sind nicht behandlungsbedürftig. Nur sehr wenige Schilddrüsenknoten stellen eine Gesundheitsgefährdung für die Betroffenen dar. Bspw. durch maligne Entartung. Es gilt zu klären, ob und inwieweit eine Prävention von Schilddrüsenknoten zielführend ist.
Fragestellung: Sollte die Jodzugabe zur Prävention von Schilddrüsenknoten empfohlen werden?
Methoden: Zur Beantwortung der Forschungsfrage erfolgte eine systematische Recherche (Zeitraum 2012–2023) in den Datenbanken Medline und Cochrane Library sowie eine ergänzende Handsuche in den Leitlinienregistern der AWMF und GIN. Sowohl der zweistufige Studieneinschluss (Titel-Abstract-, und Volltextscreening) als auch die Bewertung der Studienqualität erfolgte durch zwei Reviewer unabhängig voneinander. Die Bewertung der Studienqualität erfolgte unter Nutzung der CASP-Checklisten und mithilfe der Oxford Levels of Evidence.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 32 Artikel in die Analyse einbezogen. Studienergebnisse waren heterogen und stammten mehrheitlich aus Querschnittstudien (Evidenzstufe IV), durchgeführt in China. 5 Studienergebnisse deuteten auf eine U-förmige Beziehung hin, d.h. sehr hohe aber auch sehr niedrige Jodkonzentrationen im Urin waren mit der Existenz von Schilddrüsenknoten assoziiert. 2 Studien ermittelten eine lineare Beziehung. Studien, die die Prävalenz von Knoten in Gruppen mit unterschiedlichem Jodstatus verglichen, zeigten widersprüchliche Ergebnisse.
Diskussion: Aufgrund der Heterogenität der Studienergebnisse von mehrheitlich Querschnittsstudien ist die Ableitung von evidenzbasierten Schlussfolgerungen und Empfehlungen hinsichtlich der Jodzugabe zur Prävention von Schilddrüsenknoten nicht möglich. Der oftmals postulierte ursächliche Zusammenhang von Jodmangel und der Entstehung von Schilddrüsenknoten konnte durch die systematische Recherche nicht belegt werden.
Take Home Message für die Praxis: Zum Zusammenhang zwischen Jodversorgung und dem Vorhandensein von Schilddrüsenknoten ist keine belastbare Evidenz verfügbar. Anders als bei der Prävention von Strumen, ist eine Jodzugabe zur Prävention von Knoten nicht zielführend.