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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Einfluss einer neuen Leitlinie auf die Behandlung kardiovaskulärer Risikopatient:innen mit Hypercholesterinämie – eine Sekundä̈rdatenanalyse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Elena Zink - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Jost Steinhäuser - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Paul-Georg Blickle - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland; Hausärzte am Spritzenhaus, Deutschland
  • Wolfgang C. G. von Meißner - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland; Hausärzte am Spritzenhaus, Deutschland; Europäische Fachhochschule, Deutschland
  • Christoph Strumann - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-08-04

doi: 10.3205/24degam045, urn:nbn:de:0183-24degam0451

Veröffentlicht: 23. September 2024

© 2024 Zink et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Deutschland sind kardiovaskuläre Erkrankungen hochprävalent, wobei Hypercholesterinämie ein Risikofaktor ist. In dieser Analyse soll untersucht werden, ob die Veröffentlichung der ESC (European Society of Cardiology)/EAS(European Atherosclerosis Society)-Leitlinie (LL) 2019 zu Dyslipidämien zu einer Veränderung der Verschreibungs- und Therapiemodalitäten in der hausärztlichen Versorgung in Deutschland geführt hat.

Fragestellung: Hat die Veröffentlichung der ESC/EAS-Leitlinie die Behandlung von Patient:innen mit Hypercholesterinämie in der Praxis beeinflusst?

Methoden: In der retrospektiven Kohortenstudie wurden auf Basis von Routinedaten (von 2016 bis 2022) aus acht Hausarztpraxen die medikamentöse Therapie und das Therapieergebnis vor und nach 2019 verglichen. Der Effekt der LL wurde im Rahmen einer Panelregressionsanalyse bestimmt, in welcher neben individuellen Effekten auf der Ebene der Patient:innen und Praxen, ein allgemeiner linearer Zeittrend berücksichtigt wurde.

Ergebnisse: Von 26.482 Patient:innen, die im Beobachtungszeitraum in Behandlung waren, hatten 5.094 Patient:innen die Diagnose Hypercholesterinämie. Im Rahmen der Panelregressionsanalyse, konnte ein signifikanter Anstieg nach der LL-Einführung für die Verordnung von Statinen sowie für die Dosissteigerungen nachgewiesen werden. Im Beobachtungszeitraum führte die Steigerung in der Verordnung von Statinen zu einer Verbesserung der Lipidprofile und einer Zunahme von Nebenwirkungen. Kein solcher Zusammenhang konnte für kardiovaskuläre Ereignisse nachgewiesen werden.

Diskussion: Nach 2019 kam es zu einem Anstieg bei den Verschreibungen von Statinen, was auf einen möglichen Zusammenhang zur neuen ESC/EAS LL mit Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Patient:innen hindeutet.

Take Home Message für die Praxis: Die Dissemination einer neuen LL könnte dazu beitragen, eine Hypercholesterinämie positiv zu beeinflussen. Ein klinisch relevanter Effekt bezüglich kardiovaskulärer Ereignisse scheint allerdings ab einem gewissen Punkt nicht durch eine weitere Dosissteigerung erreichbar zu sein.