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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

DEGAM-Leitlinie „Schutz vor Über- und Unterversorgung“ – eine Hilfe im Praxisalltag? Eine Befragung von Hausärztinnen und Hausärzten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Susann Hueber - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Lisette Warkentin - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Thomas Kühlein - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Dagmar Lühmann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Cathleen Muche-Borowski - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Martin Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-08-03

doi: 10.3205/24degam044, urn:nbn:de:0183-24degam0441

Veröffentlicht: 23. September 2024

© 2024 Hueber et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: „Mehr ist nicht immer besser“. Die Möglichkeiten zu Diagnostik und Therapie scheinen immens, jedoch können Maßnahmen für den einzelnen Menschen irrelevant und nicht selten in ihrer Summe schädlich sein. Um Hausärztinnen und Hausärzte dabei zu unterstützen überversorgende Maßnahmen zu erkennen und zu vermeiden, hat die DEGAM die Leitlinie „Schutz vor Über- und Unterversorgung – gemeinsam entscheiden“ entwickelt.

Fragestellung: Wie nehmen Hausärztinnen und Hausärzte Über-/Unterversorgung wahr? Wie bekannt ist die Leitlinie und wie wird sie bewertet? Was sind mögliche Ansätze um Überversorgung zu reduzieren?

Methoden: In einer Querschnittsstudie wurden die rund 7.200 Mitglieder der DEGAM zu einer Online-Befragung eingeladen (15.06. bis 31.07.2023).

Ergebnisse: In diese Analyse gingen Daten von 626 ärztlichen Mitgliedern ein. Etwa die Hälfte ist weiblich, das Alter liegt im Median bei 50 Jahren. Viele Teilnehmende geben an, häufig mit Überversorgung konfrontiert zu sein (76,4%), 65,7% kennen Patientinnen oder Patienten, die einen Schaden durch Überversorgung genommen haben. Überversorgung wird von vielen als ein Problem im fachärztlichen (86,0%) und stationären Bereich (82,3%) gesehen, deutlich weniger sehen es als Problem in ihrer Praxis (52,1%) bzw. der hausärztlichen Versorgung insgesamt (58,0%). Die Leitlinie selbst ist mehr als 80% der Teilnehmenden bekannt, 197 (31,5%) haben sich näher damit beschäftigt. Die Mehrheit hiervon hält sie für ein hilfreiches Instrument in der Praxis (70,6%) und beim Abbau von Überversorgung (67,0%). Der Großteil wünscht sich mehr Leitlinien mit klaren Negativ-Empfehlungen (88,3%). Die Teilnehmenden geben an, dass insbesondere Änderungen im Erstattungssystem, eine Sensibilisierung für das Problem, Leitlinien und eine Verbesserung der Kommunikation hilfreich wären, um Überversorgung einzudämmen.

Diskussion: Überversorgung wird als relevantes Problem wahrgenommen. Die Leitlinie wird als wichtiges Instrument zur Reduktion von Überversorgung gesehen.

Take Home Message für die Praxis: Um Überversorgung wirksam zu begegnen braucht es gemeinsames Handeln von Ärztinnen bzw. Ärzten und der Gesundheitspolitik.