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Professionalisierung im Medizinstudium – Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines curricularen Angebots an der Medizinischen Hochschule Hannover
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Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
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Hintergrund: Professionalisierung/Professionalität sind essenzielle Bestandteile der ärztlichen Entwicklung/Tätigkeit, jedoch kein expliziter Bestandteil der ärztlichen Approbationsordnung. Ein curriculares Angebot zur Professionalisierung fehlte an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bisher.
Fragestellung: Ziel war die Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines curricularen Angebotes zur Professionalisierung im Medizinstudium an der MHH.
Methoden: Anhand der Lernziele und des Absolventenprofils im Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM 2.0) und unter Berücksichtigung von Erkenntnissen aus dem Jenaer Projekt „LongProf“ sowie aktueller Forschungsliteratur entwickelte ein multiprofessionelles Team (Allgemeinmedizin, Medizindidaktik, Psychologie) ein curriculares Wahlpflichtfach zum o.g. Themenschwerpunkt. Für ein formatives Feedback und zur Einschätzung der eigenen Professionalität wurde auf Grundlage der „Professionalitäts-Skala Deutschland (Pro-D)“ ein Selbsteinschätzungsbogen für Medizinstudierende entwickelt. Dieser umfasst 64 Items (4-stufige Likert-Skala: 1=stimme überhaupt nicht zu, 4=stimme voll und ganz zu) zu 4 Dimensionen: Professionalität gegenüber „sich selbst“, „Patient:innen“, „anderen Berufsgruppen“ und „der Gesellschaft“. Die Evaluation erfolgte mithilfe eines teilstandardisierten Fragebogens.
Ergebnisse: Das neue Wahlpflichtfach „Ärztliche Identität und Professionalisierung: Ärzt:in sein“ richtet sich an Studierende im 2.–5. Studienjahr und besteht aus 28 Unterrichtseinheiten mit vier Seminarblöcken, Reflexionseinheiten sowie einer abschließenden Projektarbeit mit Präsentation. Themenschwerpunkte sind: Professionsethik, ärztliche Kompetenzrollen, Interessenkonflikte, evidenzbasierte Medizin, Kommunikation, Interprofessionalität, Verantwortung und Fehlermanagement. Das Angebot fand erstmals im Studienjahr 2023/24 mit 5 Studierenden statt und wurde sehr positiv bewertet (Gesamtbewertung: 14,4/15 Punkten). Die Studierenden gaben an, dass die Inhalte sie zur Reflexion über Professionalität angeregt (MW 3,8; SD 0,45) und dazu beigetragen haben, ihre professionelle ärztliche Haltung weiterzuentwickeln (MW 3,8; SD 0,45). Nach Wahlfachende schätzten sich alle Studierenden in Bezug auf ihre Professionalität durchschnittlich besser ein.
Diskussion: Das vorgestellte curriculare Angebot fokussiert wichtige Themen der ärztlichen Entwicklung/Tätigkeit, die nicht expliziter Bestandteil der ärztlichen Approbationsordnung sind. Der Selbsteinschätzungsbogen gibt den Studierenden als Reflexionsinstrument eine Rückmeldung zum Stand ihrer Professionalität.
Take Home Message für die Praxis: Ein curriculares Angebot zu Professionalisierung im Medizinstudium ermöglicht Studierenden eine kritische Auseinandersetzung mit ihrer eigenen ärztlichen Rolle und verschiedenen Ebenen ärztlicher Professionalität.