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„Und dann ging gar nichts mehr“ – Erfahrungen von Post-COVID-Betroffenen im Umgang mit ihrer Symptomatik
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Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
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Hintergrund: Infolge der Corona-Pandemie leidet eine beträchtliche Anzahl von Personen nach Abklingen ihrer akuten SARS-CoV-2-Infektion unter langfristigen Beschwerden wie Fatigue oder Atemnot. Dieses als Post-COVID-Syndrom bezeichnete Phänomen stellt eine große Herausforderung für Betroffene, ihr soziales Umfeld und das Gesundheitssystem dar. In der Versorgung spielen Hausärzt:innen eine wichtige Rolle, da sie oft die ersten Ansprechpartner:innen für Betroffene sind.
Fragestellung: Ziel der Studie ist zu ermitteln, wie Betroffene und ihre An- und Zugehörigen mit der Post-COVID-Symptomatik umgehen, welche Versorgungsangebote sie innerhalb und außerhalb des Gesundheitssystems wahrnehmen und welche Bedarfe sie aufweisen.
Methoden: Die Studie ist Teil eines umfassenderen Mixed-Methods-Projekts (VePoKaP). Im vorliegenden qualitativen Teilprojekt wurden 26 semistrukturierte, leitfadengestützte Interviews mit Post-COVID-Betroffenen durchgeführt. Die Rekrutierung erfolgte durch eine Zufallsstichprobe von diagnostizierten Versicherten der AOK Niedersachsen. Die transkribierten Interviews werden mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz und Rädiker (2022) in MAXQDA 2024 ausgewertet.
Ergebnisse: Die Auswertung der Interviewdaten läuft aktuell. Erste Ergebnisse zeigen individuelle (z.B. Pacing) sowie soziale Bewältigungsstrategien (z.B. familiäre Umverteilung von Aufgaben). Betroffene nehmen verschiedene Versorgungsleistungen in Anspruch, z.B. stationäre Rehabilitation, Ergo- oder Physiotherapie. Auffällig ist, dass Betroffene häufig erst im Rahmen der Studie von ihrer Post-COVID-Diagnose erfahren haben. Die Betroffenen wünschen sich einen verständnisvolleren Umgang der Ärzt:innen mit ihrer Symptomatik sowie mehr auf Post-COVID spezialisierte Fachkräfte und Gesundheitsangebote.
Diskussion: Der aktuelle Stand der Gesundheitsversorgung aus Sicht der Betroffenen konnte exploriert werden, wobei Versorgungslücken deutlich wurden. Die Identifikation von Faktoren, die die Krankheitsbewältigung erschweren oder erleichtern, kann die Entwicklung von Therapien unterstützen. Aufbauend auf Erkenntnissen dieser Studie soll in Fokusgruppen die hausärztliche Perspektive auf die Situation von Post-COVID-Betroffenen erhoben werden.
Take Home Message für die Praxis: Eine intensive Auseinandersetzung der Hausärzt:innen mit Post-COVID-Diagnostik und Behandlungsoptionen sind entscheidend für eine verbesserte Versorgung. Post-COVID-Betroffene bedürfen einer empathischen, transparenten Kommunikation, bei der ihnen trotz schwer objektiv quantifizierbarer Symptome geglaubt wird.