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Besser, schlechter oder gleich? Wie lässt sich mit der lange bekannten aber wenig genutzten Methodik der N-of-1-Studie die Bluthochdruck-Einstellung in der Praxis optimieren?
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Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
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Hintergrund: Weltweit haben 33% der Erwachsenen Hypertension, aber nur etwa bei einem von vier Betroffenen ist der Bluthochdruck unter Kontrolle. Unzureichend eingestellter Bluthochdruck ist ein Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt. Die Optimierung der Bluthochdruck-Behandlung in der hausärztlichen Praxis bleibt eine zentrale Herausforderung der Versorgung. Unbestritten schwierig ist die Einstellung der Medikation angesichts hoher individueller Variabilität von Wirkungen und Nebenwirkungen. Hier böte die bisher wenig genutzte N-of-1-Methode neue Handlungsoptionen.
Fragestellung: Lässt sich auf der Basis existierender Evidenz eine effektive und pragmatische N-of-1-Methode zur optimalen Einstellung der Bluthochdrucktherapie in der hausarztzentrierten Versorgung entwickeln – unter Nutzung von digitalen Lösungen, Patient-Reported-Outcome-Measures und supervidierter Delegation an nicht-ärztliche Mitarbeitende?
Methoden: Bei N-of-1-Studien erhalten Patienten hintereinander unterschiedliche Medikationen über jeweils ausreichend lange Zeiträume mit wiederholter Messung der Zielgröße. Zwischen den Medikationsphasen liegen pharmakologisch sinnvolle und sichere ‚Wash-Out‘-Zeiten. Die Effektstärke und Nebenwirkungen werden für jeden Patienten mittels longitudinaler Datenanalyse verglichen (mixed effects model).
Ergebnisse: In der Literatur existieren nur wenige Studien zu N-of-1-Trials bei Hypertonie. Eine jüngere Studie zeigte die Überlegenheit der Einstellung bei Kindern gegenüber A-priori-Medikationswahl. Auf Basis der Erfahrungen sollte in der hausarztzentrierten Versorgung je Quartal eine Medikation erprobt werden, mit neun Wochen Behandlung und mehrmals wöchentlicher Messung des Blutdrucks zu Hause (ideal: 30 Messungen) sowie einer 24-h-Messung in Woche acht, gefolgt von einer dreiwöchigen Auswaschperiode (ideal: 15 Messungen). Digitale Lösungen erfassen wöchentlich das subjektive Ausmaß der Nebenwirkungen.
Diskussion: Dieses Vorgehen kann unter Nutzung digitaler Erfassung von Blutdruck und Nebenwirkungen unschwer von nicht-ärztlichem Praxispersonal umgesetzt werden. Es böte die Chance, in einem überschaubaren Zeitraum für alle Betroffenen die individuell optimale Therapie zu finden. Ob dieses Vorgehen einhergeht mit dauerhaft besserer Einstellung und Compliance ist offen.
Take Home Message für die Praxis: Die N-of-1-Methode ist ein bisher wenig in der hausärztlichen Praxis empirisch erprobter Ansatz, für einen größeren Anteil von Patientinnen und Patienten mit Hypertonie eine erfolgreiche Behandlung zu finden.