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58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

26.09. - 28.09.2024, Würzburg

Wirksamkeit eines Checks auf Rehabilitations- und Präventionsbedarf in der hausärztlichen Versorgung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Martin Brünger - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland
  • Susanne Rossek - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland
  • Jennifer Marie Burchardi - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 58. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Würzburg, 26.-28.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-01-02

doi: 10.3205/24degam002, urn:nbn:de:0183-24degam0024

Veröffentlicht: 23. September 2024

© 2024 Brünger et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Hausärzt:innen werden als zentrale Anlaufstation für Rehabilitation und Prävention durch die Bevölkerung wahrgenommen. Allerdings wird bislang nicht systematisch auf Rehabilitations- und Präventionsbedarf gescreent, so dass dieser Bedarf teilweise nicht frühzeitig identifiziert wird. Der Gesetzgeber sieht daher die modellhafte Erprobung sog. Ü45-Checks vor, welche sich an Personen im erwerbsfähigen Alter ab 45 Jahren im Zuständigkeitsbereich der Deutschen Rentenversicherung richten.

Fragestellung: Wie ist die Wirksamkeit eines Ü45-Checks in der hausärztlichen Versorgung gemessen an der Anzahl der Anträge und Bewilligungen von medizinischer Rehabilitation und von Präventionsleistungen (RV Fit)?

Methoden: Es wurde eine pragmatische, randomisierte kontrollierte Studie in 26 Berliner und Brandenburger Hausarztpraxen bei Patient:innen zwischen 45 und 59 Jahren durchgeführt (DRKS00028303). Die Kontrollgruppe (n=695) erhielt neben usual care einen Fragebogen zu soziodemografischen und gesundheitsbezogenen Merkmalen. Die Interventionsgruppe (n=706) füllte im Rahmen des Ü45-Checks im Wartezimmer zusätzlich das zweiseitige psychometrisch validierte „Ü45-Screening“ aus, welches in fünf Dimensionen Rehabilitations- und Präventionsbedarf erfasst. Nach der Algorithmus-basierten Ad hoc-Auswertung durch das Praxispersonal war es der Arztpraxis möglich, auf Basis von vorhandenen Informationen (z.B. Diagnosen, soziale Lage) die Empfehlung zu modifizieren. Bei vorliegendem Bedarf wurden Informations- und Antragsunterlagen ausgehändigt. Das Antragsverfahren auf medizinische Rehabilitation wurde im Rahmen der Studie vereinfacht. Anträge (primäres Outcome) und Bewilligungen (sekundäres Outcome) wurden mithilfe von Routinedaten der Deutschen Rentenversicherung erfasst.

Ergebnisse: Der Frauenanteil betrug in der Interventionsgruppe 64,2% (Kontrollgruppe 63,0%), das mittlere Alter 52,1 (SD=4,3) bzw. 52,5 (SD=4,4) Jahre. In der Interventionsgruppe wurden 85 Anträge (12,0%) auf medizinische Rehabilitation oder Präventionsleistung binnen zwei Monate nach Intervention gestellt, in der Kontrollgruppe 20 Anträge (2,9%; p<0.001). Bei den Bewilligungen dieser Leistungen lag die Anzahl bei 59 vs. 17 (p<0.001).

Diskussion: Die Implementation eines Ü45-Checks in der hausärztlichen Versorgung führt zu einer häufigeren Antragstellung von Rehabilitations- und Präventionsleistungen der Deutschen Rentenversicherung im Vergleich zur Regelversorgung.

Take Home Message für die Praxis: Der Ü45-Check kann Hausärzt:innen dabei unterstützen, Rehabilitations- und Präventionsbedarf bei ihren Patient:innen strukturiert zu erkennen und eine bedarfsbasierte Antragstellung einzuleiten.