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Wirksamkeit eines Checks auf Rehabilitations- und Präventionsbedarf in der hausärztlichen Versorgung
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Veröffentlicht: | 23. September 2024 |
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Hintergrund: Hausärzt:innen werden als zentrale Anlaufstation für Rehabilitation und Prävention durch die Bevölkerung wahrgenommen. Allerdings wird bislang nicht systematisch auf Rehabilitations- und Präventionsbedarf gescreent, so dass dieser Bedarf teilweise nicht frühzeitig identifiziert wird. Der Gesetzgeber sieht daher die modellhafte Erprobung sog. Ü45-Checks vor, welche sich an Personen im erwerbsfähigen Alter ab 45 Jahren im Zuständigkeitsbereich der Deutschen Rentenversicherung richten.
Fragestellung: Wie ist die Wirksamkeit eines Ü45-Checks in der hausärztlichen Versorgung gemessen an der Anzahl der Anträge und Bewilligungen von medizinischer Rehabilitation und von Präventionsleistungen (RV Fit)?
Methoden: Es wurde eine pragmatische, randomisierte kontrollierte Studie in 26 Berliner und Brandenburger Hausarztpraxen bei Patient:innen zwischen 45 und 59 Jahren durchgeführt (DRKS00028303). Die Kontrollgruppe (n=695) erhielt neben usual care einen Fragebogen zu soziodemografischen und gesundheitsbezogenen Merkmalen. Die Interventionsgruppe (n=706) füllte im Rahmen des Ü45-Checks im Wartezimmer zusätzlich das zweiseitige psychometrisch validierte „Ü45-Screening“ aus, welches in fünf Dimensionen Rehabilitations- und Präventionsbedarf erfasst. Nach der Algorithmus-basierten Ad hoc-Auswertung durch das Praxispersonal war es der Arztpraxis möglich, auf Basis von vorhandenen Informationen (z.B. Diagnosen, soziale Lage) die Empfehlung zu modifizieren. Bei vorliegendem Bedarf wurden Informations- und Antragsunterlagen ausgehändigt. Das Antragsverfahren auf medizinische Rehabilitation wurde im Rahmen der Studie vereinfacht. Anträge (primäres Outcome) und Bewilligungen (sekundäres Outcome) wurden mithilfe von Routinedaten der Deutschen Rentenversicherung erfasst.
Ergebnisse: Der Frauenanteil betrug in der Interventionsgruppe 64,2% (Kontrollgruppe 63,0%), das mittlere Alter 52,1 (SD=4,3) bzw. 52,5 (SD=4,4) Jahre. In der Interventionsgruppe wurden 85 Anträge (12,0%) auf medizinische Rehabilitation oder Präventionsleistung binnen zwei Monate nach Intervention gestellt, in der Kontrollgruppe 20 Anträge (2,9%; p<0.001). Bei den Bewilligungen dieser Leistungen lag die Anzahl bei 59 vs. 17 (p<0.001).
Diskussion: Die Implementation eines Ü45-Checks in der hausärztlichen Versorgung führt zu einer häufigeren Antragstellung von Rehabilitations- und Präventionsleistungen der Deutschen Rentenversicherung im Vergleich zur Regelversorgung.
Take Home Message für die Praxis: Der Ü45-Check kann Hausärzt:innen dabei unterstützen, Rehabilitations- und Präventionsbedarf bei ihren Patient:innen strukturiert zu erkennen und eine bedarfsbasierte Antragstellung einzuleiten.