gms | German Medical Science

56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

(K)ein Ausverkauf der hausärztlichen Versorgung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sandra Blumenthal - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Markus Beier - Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverband (BHÄV), Stellv. Bundesvorsitzender DHÄV, Praxis, Deutschland
  • Thomas Kühlein - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Kristina Spöhrer - Mitglied im Landesvorstand des Hausärzteverbandes Niedersachsen Sprecherin Forum Digitales Hausärzteverband Niedersachsen, Praxis am Bahnhof Winsen Dres. Hoffmann/Spöhrer/Radt, Deutschland
  • Norbert Donner-Banzhoff - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocSYM-07-01

doi: 10.3205/22degam267, urn:nbn:de:0183-22degam2677

Veröffentlicht: 15. September 2022

© 2022 Blumenthal et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Namen der Moderierenden sowie der Vortragenden:

Moderation

Norbert Donner-Banzhoff, Sandra Blumenthal.

Vortragende

Dr. med. Kristina Spöhrer,

Prof. Dr. med. Thomas Kühlein

Dr. med. Markus Beier

Einzelbeiträge:

  • MVZs: der teure Weg aus dem Konzept Einzelpraxis(Markus Beier)
  • Digitalisierte Praxis: zu Chancen und Risiken fragen Sie Ihre Hausärztin (Kristina Spöhrer)
  • (K)ein Markt für Möglichkeiten. Vom Nutzen und Schaden des Neoliberalismus (Thomas Kühlein)

Ziele: Gemeinsame Erarbeitung eines Thesen-, bzw. Forderungskatalogs zu den Themenfeldern Kommerzialisierung, Digitalisierung und Ausverkauf der ambulanten Versorgung.

Diskussion: Im Zuge der Digitalisierung und einer zunehmenden Kommerzialisierung des deutschen Gesundheitssystems wecken hausärztliche Praxen das Interesse finanzkräftiger Investor:innen. Durch Aktienfonds finanzierte Unternehmen gründen und betreiben Medizinische Versorgungszentren, Start-ups beleben die Patient:innenversorgung mit mehr oder weniger innovativen Ideen, beispielsweise im Bereich Praxissoftware oder Digitale Gesundheitsanwendungen. Anbieter:innen von Plattformen für Videosprechstunden propagieren neben der Versandapotheke eine flexible und überregionale Versorgung von Patient:innen durch e-Doctors. Onlinekalender sind zunehmend in der Lage wertvolle Arbeitszeit der MFAs zu ersetzen. Immer schon waren technische Innovationen Triebfedern für wichtige Entwicklungen in der Medizin. Ohne Otoskop wäre die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde nicht denkbar gewesen – die Augenheilkunde nicht ohne Augenspiegel. Was also spricht dagegen, innovativen Start-Up-Unternehmen das Feld der hausärztlichen Versorgung zu überlassen – um es zu revolutionieren? Warum sollten Unternehmen keine Praxen betreiben, die durch Privatinvestor:innen ausreichend gut von extern finanziert sind? Vielleicht erwarten uns neue fachkräfte- und arbeitszeitsparende Versorgungsformen? Intelligente Praxissoftwaresysteme, die uns in unserem Wissensmanagement und bei der Versorgung unterstützen? Zudem patient:innenfreundlichere Praxen mit mehr Servicecharakter? Und eine Datenerfassung, die auch noch der Versorgungsforschung nützen kann?

Welche Chancen bietet die Öffnung der ambulanten Versorgung für Start-up-Unternehmen und moderne, international agierende Unternehmen? Und welche Veränderungen drohen der hausärztlichen Versorgung durch externe Investor:innen? An welchen Stellen sollten Gesetzgebende regulierend eingreifen – und wo brauchen wir „mehr Markt der Möglichkeiten“?

Take Home Message für die Praxis: Durch private Investor:innen verändert sich die ambulante Versorgung. Es ist eine gemeinsame Aufgabe von Wissenschaftler:innen, Allgemeinärzt:innen und Berufspolitiker:innen diese Veränderungen bewusst mitzugestalten – und an den Stellen einzuschreiten, an denen eine ‚gute‘ hausärztliche Versorgung durch diese Veränderungen bedroht ist.