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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Ansatzpunkte für Prävention in der Hausarztpraxis aus dem Gesundheitsinformationsverhalten von chronisch Erkrankten: Erkenntnisse aus der repräsentativen Befragung HINTS Germany

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Michael Grimm - Stiftung Gesundheitswissen, Deutschland
  • Elena Link - Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung, Hannover, Deutschland
  • Michael Wurm - Stiftung Gesundheitswissen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocSYM-03-04

doi: 10.3205/22degam258, urn:nbn:de:0183-22degam2585

Veröffentlicht: 15. September 2022

© 2022 Grimm et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Für chronisch Erkrankte sind Gesundheitsinformationen wichtig, um Kompetenzen zu entwickeln, die ihnen dabei helfen einem Voranschreiten der Erkrankung und Folgeerkrankungen vorzubeugen. Aus ihrem Gesundheitsinformationsverhalten lassen sich Ansatzpunkte ableiten, welche Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten Hausarztpraxis-Teams entwickeln bzw. nutzen können, um die Gesundheitskompetenz ihrer Patient:innen zu unterstützen.

Fragestellung: Welche Ansatzpunkte für die Primär- oder Sekundärprävention in der Hausarztpraxis lassen sich für chronisch Erkrankte aus ihrer Informationssuche, ihren Erfahrungen bei der Versorger:innen-Kommunikation sowie ihrer Nutzung digitaler Gesundheitsangebote erkennen?

Methoden: Datengrundlage ist die 2. Erhebungswelle (Sommer 2020, N=2.602) des repräsentativen Health Information National Trends Survey (HINTS) Germany. Für die Analyse wurden Personen ohne und mit chronischer Erkrankung wie Diabetes oder Depression/Angststörung verglichen.

Ergebnisse:

Informationssuche: Ärzt:innen sind deutlich vor dem Internet die wichtigste Informationsquelle und erfahren das höchste Vertrauen. Chronisch Erkrankte suchen online verstärkt zu den Themen „gesunde Lebensweise“ und „Krankheitsbewältigung“. Die Befragten berichten von wenigen Problemen bei ihrer letzten Informationssuche, chronisch Erkrankte haben tendenziell mehr Probleme. Den Umgang mit ärztlichen Informationen bewerten sie herausfordernder als mit Online-Informationen.

Kommunikation mit Versorger:innen: Die Befragten zeigen sich generell zufrieden mit der Versorger-Kommunikation. Menschen mit Diabetes sind zufriedener als Menschen mit Depression/Angststörung.

Nutzung digitaler Gesundheitsangebote: Videobasierte Angebote und Anwendungen zum Selfmonitoring werden häufig genutzt, insbesondere von Menschen mit Depression/Angststörung.

Diskussion: Die Rolle von Ärzt:innen als bevorzugte und vertrauensvolle Informationsquelle macht die Hausarztpraxis zum zentralen Anlaufpunkt für Prävention. Um dieses Potenzial für chronisch Erkrankte zu nutzen, kann an Strukturen und Abläufen in der Praxis angesetzt werden: Von Patient:innen verstärkt gesuchte Themen können im Praxisablauf aufgegriffen und videobasierte Angebote zur Vermittlung eingesetzt werden. Daneben können kommunikative und digitale Kompetenzen zur Vermittlung von Präventionsthemen beim Praxispersonal gestärkt werden, das dann als Multiplikator wirken kann.

Take Home Message für die Praxis: Prävention für chronisch Erkrankte lässt sich strukturell in der Hausarztpraxis verankern und durch Stärkung relevanter Kompetenzen bei Praxispersonal und Patient:innen unterstützen. Unterschiede zwischen körperlichen und psychischen Erkrankungen sind mitzudenken.