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COFRAIL: Gesundheitsökonomische Evaluation der Familienkonferenz bei gebrechlichen Menschen mit Polypharmazie
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Veröffentlicht: | 15. September 2022 |
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Hintergrund: Gebrechliche Menschen mit Multimorbidität und Polypharmazie haben ein erhöhtes Risiko für Stürze und Hospitalisierungen. In der cluster-randomisierten kontrollierten COFRAIL-Studie wurde die Effektivität einer hausärztlichen Leistung für diese Studienpopulation untersucht. Die Intervention umfasste im Rahmen eines patientenzentrierten Entscheidungsprozesses zwischen Patient:innen, Angehörigen und Hausärzt:innen (Familienkonferenz) im häuslichen Umfeld eine gemeinsame Priorisierung der Pharmakotherapie und Unterstützung bei nicht-pharmakologischen Bedarfen.
Fragestellung: Familienkonferenzen sind mit einem erhöhten Ressourcenverbrauch assoziiert. Daher ist neben der Frage nach der Effektivität der Intervention auch die Kosteneffektivität gegenüber der Routineversorgung dieser Studienpopulation relevant.
Methoden: Die Kosteneffektivität der Intervention wurde zum 12-Monats-Follow-Up mit Anzahl der Krankenhausaufenthalte und qualitäts-adjustierter Lebensjahre (QALYs) als Outcome untersucht. Kosten der Intervention sowie der Leistungsinanspruchnahme wurden aus Perspektive der Sozialversicherung berücksichtigt. Fehlende Angaben wurden durch Imputation ersetzt. Kosten- und Outcome-Differenzen zwischen Studiengruppen wurden mittels des Generalisierten Linearen Models mit Gamma-/Binomialverteilung geschätzt. Die Kosteneffektivität wurde mittels Bootstrap-Verfahren auf Unsicherheit und in Sensitivitätsanalysen auf Konsistenz geprüft.
Ergebnisse: Die jährlichen Kosten pro Patient:in betrugen in der Interventionsgruppe 12.005€ (davon 11.615€ für Leistungsinanspruchnahme und 391€ für Intervention) und in der Kontrollgruppe 10.862€, wobei die Kosten der Pflegeversicherung jeweils den größten Anteil ausmachten. Die Familienkonferenz wurde entweder von der Routineversorgung dominiert (pro Patient:in im Durchschnitt höhere Kosten, ohne Reduktion von Krankenhausaufenthalten) oder war mit zusätzlichen Kosten in Höhe von 61.984€ pro gewonnenem QALY (95%-Konfidenzintervall: -33.853€ bis 666.340€) mit einer Wahrscheinlichkeit von 78% bei einer Zahlungsbereitschaft von 100.000€ pro QALY kosteneffektiv. Die Ergebnisse waren überwiegend konsistent.
Diskussion: Die jährlichen Kosten pro Patient:in wurden mehr von den Kosten der Pflegeversicherung für ältere Menschen mit Pflegebedürftigkeit und weniger von Interventionskosten bestimmt. Die Familienkonferenz war im kurzen Follow-up nicht beziehungsweise nur bei einer vergleichsweise hohen Zahlungsbereitschaft pro QALY kosteneffektiv.
Take Home Message für die Praxis: Die Familienkonferenz hat eher das Potential in der Langzeitbetrachtung kosteneffektiv zu sein.