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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Vergleich von SARS-CoV-2-Impfungen in Hausarztpraxen und Impfzentren: Unterschiede in Patientencharakteristika, im Zugang sowie in der Zufriedenheit mit dem Impfprozess

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Anne Jentzsch - Universität Leipzig, Selbstständige Abteilung für Allgemeinmedizin, Leipzig, Deutschland
  • Anne-Kathrin Geier - Universität Leipzig, Selbstständige Abteilung für Allgemeinmedizin, Leipzig, Deutschland
  • Markus Bleckwenn - Universität Leipzig, Selbstständige Abteilung für Allgemeinmedizin, Leipzig, Deutschland
  • Anne Schrimpf - Universität Leipzig, Selbstständige Abteilung für Allgemeinmedizin, Leipzig, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocP-07-02

doi: 10.3205/22degam196, urn:nbn:de:0183-22degam1961

Veröffentlicht: 15. September 2022

© 2022 Jentzsch et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Ende Dezember 2020 wurde mit der Impfung gegen SARS-CoV-2 begonnen. Um Herausforderungen hinsichtlich Impfstoffknappheit, Dringlichkeit und Lagerung der Impfungen zu bewältigen, waren diese zunächst auf Impfzentren beschränkt, bevor im April 2021 Impfungen in Hausarztpraxen möglich wurden. Aufgrund ihrer Lokalisierung und individueller Präferenz, erreichen Impfzentren und Hausarztpraxen möglicherweise unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen. Über potentielle Unterschiede in Patientenmerkmalen (z.B. Alter, Geschlecht, soziodemografischer Hintergrund), Präferenzen und Zufriedenheit mit der COVID-19-Impfung in diesen beiden Impforten ist bisher wenig bekannt. Entsprechende Informationen sind jedoch von entscheidender Bedeutung für die weitere Optimierung der Impfkampagne.

Fragestellung: Welche Unterschiede in Patientencharakteristika, Zugang zur Impfung, Impfablauf und generelle Zufriedenheit mit dem Impfprozess gibt es zwischen Impfzentren und Hausarztpraxen?

Methoden: Patientenfragebögen wurden zwischen 07/2021 und 10/2021 in 2 Impfzentren und 10 Hausarztpraxen in einer Großstadt und in ländlichen Gebieten in Sachsen verteilt. Eingeschlossen wurden geimpfte Erwachsene unmittelbar nach der Erst- oder Zweitimpfung gegen COVID-19.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 834 von 1100 Fragebögen. Patienten in Impfzentren waren jünger (38,3±14,4 vs. 48,3±16,6 Jahre, p < .001) und hatten einen höheren Bildungsgrad (Hochschulbildung 34,8% vs. 24,4%, p = .004). Geimpfte in Hausarztpraxen litten häufiger unter Vorerkrankungen (39,0% vs. 20,3%, p < .001) und waren bereits im Ruhestand (25,3% vs. 8,3%, p < .001). Die Wartezeit war in Hausarztpraxen länger (45,5% vs. 17,5% warteten ≥10 Min., p < .001), während der Anfahrtsweg zu den Impfzentren weiter war (91,6% vs. 41% benötigten >10 Min., p < .001). Entscheidende Einflussfaktoren auf die Weiterempfehlung des Impfstandortes in der Regressionsanalyse waren das Verstehen des Ablaufes sowie eine als ausreichend lang empfundene und für den Geimpften gut verständliche Impfaufklärung.

Diskussion: Impfzentren und Hausarztpraxen erreichen unterschiedliche soziodemografische Gruppen. Die Weiterempfehlung des Impfortes unterschied sich nicht zwischen den Standorten, vielmehr war die Verständlichkeit der Prozesse ausschlaggebend.

Take Home Message für die Praxis: Leicht verständliche Impfprozesse und medizinische Aufklärungen sind essentiell für eine hohe Patientenzufriedenheit.