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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Untersuchung des Risikos für eine Substanzgebrauchsstörung durch Gabapentinoide bei Patient:innen mit chronischen nicht tumorbedingten Schmerzen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Neele Kufeld - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Witten, Deutschland
  • Norbert Scherbaum - LVR-Klinikum Essen, Kl, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Kliniken der Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Michael Specka - LVR-Klinikum Essen, Kl, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Kliniken der Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Klaus Weckbecker - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Witten, Deutschland
  • Johannes Just - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Witten, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocP-03-08

doi: 10.3205/22degam163, urn:nbn:de:0183-22degam1632

Veröffentlicht: 15. September 2022

© 2022 Kufeld et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die erhebliche Zunahme des Gebrauchs von Gabapentinoiden in der Therapie chronischer, nichttumorbedingter Schmerzen hat die Aufmerksamkeit auf das mögliche Potential einer Substanzgebrauchsstörung durch Gabapentinoiden gelenkt. Literatur-Reviews verweisen auf ein klinisch relevantes Risiko des Fehl-/Missbrauchs von Gapapentinoiden in substanzgebrauchenden Populationen. Trotzdem steigen die Verschreibungsraten der Gabapentionoide in vielen Ländern wie den USA und Deutschland weiter an. Das erweiterte Indikationsspektrum oder die steigende Prävalenz alleine, erklären diesen Trend nicht. Vielmehr gibt eine aktuelle Sekundärdatenanalyse zu Verordnungsmustern Hinweise auf die off-label Verschreibung von Gabapentinoiden bei chronischen Schmerzen; und zwar unabhängig von einer neuropathischen Schmerzdiagnose. Mögliche Nebenwirkungen wie Sedation, Schwindel und kognitive Defizite sind dabei besorgniserregend.

Fragestellung: Ziel ist die Überprüfung des Risikos einer Substanzgebrauchsstörung durch Gabapentinoide (Gabapentin, Pregabalin) in einem Kollektiv von Patient:innen mit chronischen Schmerzen.

Methoden: Es wird eine anonyme, fragebogenbasierte Querschnittstudie unter chronischen Nichttumor-Schmerzpatient:innen in hausärztlichen Praxen durchgeführt. Der eingesetzte Fragebogen basiert auf validierten und etablierten Diagnoseinstrumenten wie dem DSM-5 und dem Depressive Experiences Questionnaire (DEQ). Zusätzlich werden Informationen zur Soziodemographie, zur Schmerzmedikation und zum vorliegenden Schmerz erfragt. Die erhobenen Daten werden mittels deskriptiver Statistiken und Korrelationsanalysen in SPSS ausgewertet.

Ergebnisse: Die Fragebogenerhebung ist aktuell noch nicht abgeschlossen. Bisher liegen Fragebögen von 81 Patient:innen aus neun hausärztlichen Praxen vor. Bis zum Kongress werden erste Ergebnisse vorliegen.

Diskussion: Bisher wurde die Prävalenz einer Substanzgebrauchsstörung durch Gabapentinoide bei Menschen mit chronischen nicht tumorbedingten Schmerzen unzureichend untersucht. Weitere Forschung erscheint dringend nötig, da Gabapentinoide kombiniert mit Opiodpräparaten das Risiko eines opioidbedingten Todes steigern.

Take Home Message für die Praxis: Auf Grundlage der Ergebnisse der Fragebogenstudie werden Erkenntnisse über relevante Zusammenhänge zwischen der Diagnose einer Substanzgebrauchsstörung und der Einnahme von Gabapentinoiden erwartet. Möglicherweise handelt es sich bei diesen Patient:innen auch um jene, die keinen neuropathischen Schmerz berichten.