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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

„…und wie frage ich das?“ – neuer Baustein ‚Sexualanamnese‘ im Peer-Teaching-Konzept für Würzburger Medizinstudierende

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jessica Ruck - Universitätsklinikum Würzburg (UKW), Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Maria Pramberger - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Medizinische Fakultät, Würzburg, Deutschland
  • Isabelle Späth - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Medizinische Fakultät, Würzburg, Deutschland
  • Janina Zirkel - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Lehrklinik, Würzburg, Deutschland; Universitätsklinikum Würzburg, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Infektiologie, Würzburg, Deutschland
  • Anne Simmenroth - Universitätsklinikum Würzburg (UKW), Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocP-01-05

doi: 10.3205/22degam142, urn:nbn:de:0183-22degam1423

Veröffentlicht: 15. September 2022

© 2022 Ruck et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Sexualität steht im Zusammenhang mit Gesundheit und Wohlbefinden, eine gestörte Sexualität hat oftmals gut behebbare Ursachen. Doch noch zu selten wird Sexualität im hausärztlichen Setting thematisiert. Ein Grund ist die unzureichende sexualmedizinische Lehre in Aus- und Weiterbildung. Auf Initiative von Medizinstudentinnen wurde am Institut für Allgemeinmedizin und in der Lehrklinik in Würzburg der Kursbaustein „Sexualanamnese“ entwickelt und pilotiert.

Fragestellung: Lässt sich ein Sexualanamnesekurs für Medizinstudierende an der Universität Würzburg im Peer-Teaching-Konzept erfolgreich pilotieren und implementieren?

Methoden: Der Freiwilligenkurs wurde für Medizinstudierende ab dem 8. Semester im Online-Format (SoSe 2021) und in Präsenz (WiSe 2021/22) pilotiert. Die Betreuung wurde durch Dozierende der Allgemeinmedizin und Infektiologie sowie durch die Deutsche Aids Hilfe geschulte Tutorinnen gewährleistet. Themen waren sexualmedizinische Wissensvermittlung (größtenteils von Tutorinnen vorbereitet), Übungsgespräche in Kleingruppen (Rollenspiele mit typischen hausärztlichen Konsultationsanlässen) mit strukturiertem Feedback sowie Diskussion und Austausch mit Hausärztinnen. Anschließend erfolgte eine Evaluation über das Online-Tool EvaSys®.

Ergebnisse: Insgesamt beantworteten 17 von 22 (SoSe) und 42 von 46 (WiSe) Teilnehmende den Fragebogen. Für 82% bzw. 83,3% hatte sich die Teilnahme sehr gelohnt. 85,7% trauten sich danach eine Sexualanamnese in der Praxis zu. Der Wissenstransfer durch die Rollenspiele war für 88% bzw. 74% unterstützend. Für 94% bzw. 93% war die Tutorinnenbetreuung hilfreich. Der Kurs konnte online und in Präsenz durchgeführt werden.

Diskussion: Die Pilotierung des Kurses „Erhebung einer Sexualanamnese“ im Peer-Teaching-Konzept bietet für die Studierenden einen Mehrwert. Besonders hilfreich war die Betreuung durch die Tutorinnen. Der Kurs wird ab dem WiSe 22/23 ins Pflichtcurriculum integriert. Als limitierend sind die selbst-selektive Teilnehmerstichprobe sowie die fehlende objektive Lernerfolgsmessung zu nennen.

Take Home Message für die Praxis: Trotz der Relevanz und studentischem Interesse finden Themen zur Sexualität noch wenig Raum in der medizinischen Ausbildung. Der NKLM sieht entsprechende Lernziele bereits vor. In Zukunft sollten sexualmedizinische Themen im Medizinstudium implementiert werden, eine hausärztliche Beteiligung ist dabei sinnvoll.