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„Doc, bevor ich jetzt wieder Toilettenpapier kaufe, erklär mal: Wie siehst du das denn?“ – veränderte Inanspruchnahme und Beratungsanlässe während der COVID-19-Pandemie – Erfahrungen von Versorger:innen aus der ambulanten Versorgung
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Veröffentlicht: | 15. September 2022 |
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Hintergrund: Die COVID-19-Pandemie hat die ambulante wie stationäre Gesundheitsversorgung in Deutschland beeinflusst und tut es weiterhin. Analysen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland zeigen einen Rückgang der Inanspruchnahme im Jahr 2020, insbesondere von verschiebbaren Leistungen (z.B. Früherkennungsuntersuchungen). Studien beziffern je nach Versorgungssektor den Rückgang der Inanspruchnahme im ersten Lockdown auf bis zu 50%. Unklar ist, welche Beratungsanlässe in der ambulanten Versorgung besonders von dem Rückgang betroffen waren und welche Auswirkungen dies auf Über-/Unterversorgung und die Qualität der Versorgung hat und zukünftig haben könnte.
Fragestellung: Wie haben Versorgerinnen und Versorger aus dem ambulanten Bereich die durch die COVD-19-Pandemie bedingten Veränderungen der Inanspruchnahme erlebt?
Methoden: Qualitative Inhaltsanalyse in Anlehnung an Kuckartz von zwei online Fokusgruppendiskussionen mit 11 Teilnehmenden (n= 6 Fachärzte:innen für Allgemeinmedizin, n= 3 Notfallsanitäter:innen, je n=1 Facharzt für Anästhesie/Innere Medizin)
Ergebnisse: Die Teilnehmenden beschrieben eine hohe Arbeitsbelastung durch Pandemie-bedingte Veränderungen und Aufgaben (z.B. Impfungen). Patientenseitige Angst wurde als Hauptgrund für die phasenweise Nichtinanspruchnahme angeführt. Die Inanspruchnahme durch Menschen mit selbstlimitierenden Erkrankungen wurde als rückläufig erlebt, das Behandlungsspektrum durch veränderte Alltagsgewohnheiten beeinflusst (z.B. Rückgang von Unfällen). Gleichzeitig bestand ein hoher Beratungsbedarf zum Pandemiegeschehen. Besonders herausfordernd wurde die Versorgung von Menschen mit malignen Erkrankungen beschrieben. Psychische Beratungsanlässe nahmen in allen Altersgruppen im Verlauf zu. In der Versorgung chronisch kranker Menschen wurde der Wegfall von Schulungen als herausfordernd erlebt. Hausärzt:innen empfanden einen Rückgang der Kooperation.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen einen hohen Beratungsbedarf zur Pandemie. Darüber hinaus liefern sie Hinweise für weitere Analysen, um die erlebten Veränderungen der Inanspruchnahme besser in ihrer Bedeutung für die Qualität der Versorgung und in Hinblick auf Aspekte der Über- und Unterversorgung bewerten zu können sowie Maßnahmen für zukünftige Pandemiesituationen abzuleiten.
Take Home Message für die Praxis: Versorger:innen erlebten phasenweise starke Veränderungen ihrer Arbeitssituation in der Pandemie, die Versorgung einzelner Patientengruppen war herausfordernd, es bestand ein hoher Beratungsbedarf zum Pandemiegeschehen.