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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

„Die Ärztinnen, die herkommen, … da ist schon eine Vertrauensbasis da“ – das subjektive Erleben der COVID-19-Pandemie von Pflegeheimbewohnenden: eine qualitative Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Anja Hörger - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Linda Sanftenberg - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Katharina Mayr - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Soziologie, München, Deutschland
  • Armin Nassehi - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Soziologie, München, Deutschland
  • Isabell Zöllinger - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Helena Kosub - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Anita Hausen - KSH, Fakultät Gesundheit und Pflege, Deutschland
  • Christian Janke - LMU Klinikum, Institut für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit, Deutschland
  • Michael Hölscher - LMU Klinikum, Institut für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit, Deutschland
  • Ildikó Gágyor - Universitätsklinikum Würzburg, Allgemeinmedizinisches Institut, Würzburg, Deutschland
  • Thomas Kühlein - Universitätsklinikum Erlangen, Abteilung Allgemeinmedizin, Erlangen, Deutschland
  • Daniel Teupser - LMU Klinikum, Institut für Laboratoriumsmedizin, Deutschland
  • Tobias Dreischulte - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Jochen Stefan Gensichen - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-23-03

doi: 10.3205/22degam129, urn:nbn:de:0183-22degam1294

Veröffentlicht: 15. September 2022

© 2022 Hörger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im Rahmen der COVID-19-Pandemie wurden zum Infektionsschutz von Pflegeheimbewohnenden Restriktionen angeordnet. Diese wurden im Hinblick auf ihre Angemessenheit kontrovers diskutiert. Ziel dieser Arbeit ist, zu verstehen, wie Pflegeheimbewohnende diesen Konflikt zwischen Schutz und Isolation durch pandemiebedingte Einschränkungen erleben und bewerten.

Fragestellung: Wie werden die Schutzmaßnahmen während der COVID-19-Pandemie von den Pflegeheimbewohnenden empfunden?

Methoden: Es wurden semistrukturierte Interviews mit zehn Bewohnern in der stationären Langzeitpflege in Bayern geführt. Die Datenanalyse erfolgte mittels inhaltlich-strukturierender Inhaltsanalyse nach Kuckartz.

Ergebnisse: Die Pflegeheimbewohnenden zeigen eine starke Toleranz in Bezug auf allgemeine Einschränkungen und Veränderungen durch die Pandemie. Einzelne Belastungen werden jedoch individuell sehr verschieden empfunden, bewertet und reflektiert. Vor allem im Zusammenhang mit der Zimmerisolation wird ein Verlust an Selbstbestimmtheit und sozialer Teilhabe beschrieben. Allgemeine Infektionsschutzmaßnahmen wie Besuchsverbote empfinden die Pflegeheimbewohnenden zwar als belastend, aber als eher tragbar. Zudem betonen sie die Wichtigkeit eines stabilen und persönlichen Kontaktes zu vertrauten Ansprechpartnern wie Pflegepersonal und Hausärzten während der Umsetzung von Infektionsschutzmaßnahmen. Im Hinblick auf die die pflegerische und ärztliche Versorgung kritisieren die Pflegeheimbewohnende einen Personal- und Zeitmangel, der sich durch die Pandemie verstärkt habe. Insgesamt messen sie der Pandemie aufgrund ihrer biografischen Erfahrungen eine vergleichsweise geringe Bedeutung bei.

Diskussion: Die subjektive Wirklichkeit der Befragten ist gekennzeichnet durch ein hohes Maß an Akzeptanz und Anpassungsfähigkeit gegenüber pandemiebedingten Einschränkungen. Möglicherweise kann zusätzlich ein partizipatorischer Ansatz bei der Umsetzung von zukünftig notwendigen Gesundheitsschutzmaßnahmen zu einer besseren Bewältigung der Herausforderungen beitragen. Der Erhalt der psychischen und sozialen Gesundheit vulnerabler Bevölkerungsgruppen sollte dabei nicht vernachlässigt werden.

Take Home Message für die Praxis: Mit regelmäßigen Pflegeheimbesuchen und Arztkonsultationen kann der Hausarzt als relevanter und vertrauter Ansprechpartner zur besseren Einordnung und Bewältigung von einschränkenden Maßnahmen beitragen.