Artikel
Die diagnostische Genauigkeit weit verbreiteter Screeningbögen zur Erkennung von Angststörungen bei Erwachsenen – Systematische Reviews und Netzwerk-Metaanalyse
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 15. September 2022 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Angststörungen sind weltweit die häufigsten psychischen Störungen. Sie bleiben oft unentdeckt, da sich ihre Symptome mit denen anderer häufig vorkommender Krankheiten überlagern. Es gibt eine Fülle von Screeninginstrumenten, die die Diagnostik von Angststörungen unterstützen sollen.
Fragestellung: Wie gut erkennen international häufig verwendete Screeningbögen Angststörungen? Welche Cut-off-Werte sind bei den unterschiedlichen Fragebögen für die hausärztliche Versorgung und andere Settings besonders zu empfehlen?
Methoden: Im Rahmen von vier Cochrane-Reviews und einer Netzwerk-Meta-Analyse werden die diagnostische Genauigkeit der Generalized Anxiety Disorder 7-item Skala (GAD-7) und deren Kurzversion GAD-2, der Hospital-Anxiety-and-Depression-Skala (HADS), des Beck Anxiety Inventory und des State-Trait Anxiety Inventory untersucht. Eingeschlossen werden Studien, in denen die jeweiligen Fragebogen mit validierten (semi-)strukturierten Interviews als Referenzstandard verglichen wurden. Die Bewertung von Verzerrungsrisiken erfolgt mit den Instrumenten QUADAS-2 und QUADAS-C. Alle Selektions-, Extraktions- und Bewertungsschritte werden von mindestens zwei Reviewern unabhängig voneinander durchgeführt.
Ergebnisse: Stand Mai 2022 sind Literatursuche, Abstract- und Volltextscreening für die zwei meist untersuchten Instrumente, den GAD-7/-2 und den HADS, abgeschlossen; für den GAD-7/-2 ist die Extraktion und Bias-Bewertung im fortgeschrittenen Stadium. Die GAD-7/-2 Suche ergab 2.943 Titel, von denen 153 in der Titel/Abstract-Suche und 69 in der Volltextbewertungs-Phase eingeschlossen wurden. Die HADS Suche ergab 5.306 Titel, von denen 316 in der Titel/Abstract-Suche eingeschlossen wurden. Für GAD-7/-2 und HADS werden voraussichtlich jeweils mindestens 50 diagnostische Studien einbezogen. Da die diagnostische Genauigkeit häufig nur für ausgewählte Cut-off-Werte berichtet wird, werden die jeweiligen Autoren kontaktiert, um fehlende Daten zu ergänzen. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass zumindest für den GAD-7/-2 die optimalen Cut-off-Punkte interkulturell deutlich schwanken könnten.
Diskussion: Das Reviewprojekt wird eine umfassende Zusammenfassung des Standes der Evidenz zur diagnostischen Genauigkeit der untersuchten Bögen erbringen. Die Endergebnisse werden Ende 2023 vorliegen.
Take Home Message für die Praxis: Durch meta-analytischen Techniken soll eine bessere Eignung von Screeningfragebögen zur Identifikation von Patient:innen mit Angststörungen in der Hausarztpraxis erreicht werden.